Teratogene Umweltgifte: Wie vermeiden?

Umweltgifte - eine unterschätzte Gefahr © Khorzhevska - AdobeStock.com

Neben Medikamenten, die in der Schwangerschaft nicht gegeben werden dürfen, weil sie fruchtschädigende Wirkungen haben, existieren etliche Umweltgifte mit ähnlichen Eigenschaften. Oft schädigen diese Gifte nicht nur das ungeborene Kind, sondern vor allem auch heranwachsende Kinder. In höheren Konzentrationen oder auf längere Zeit betrachtet können zudem Erwachsene Schaden nehmen.

Benzo(a)pyren

Bezo(a)pyren ist ein sogenannter polyzyklischer aromatischer Kohlenwasserstoff (PAK). Er wird insbesondere bei Verbrennungsprozessen freigesetzt, weshalb er nicht nur beim Zigarettenrauchen entsteht, sondern auch bei der Röstung von Kaffeebohnen und ebenso in Kfz-Abgasen sowie gegrillten und geräucherten Produkten enthalten ist. Im Boden sind Spuren von PAK enthalten, die in Gemüse und Getreide gelangen. Die Aufnahme von PAK wie Benzo(a)pyren geschieht in absteigender Reihenfolge über Nahrungsmittel, Zigarettenrauchen, Passivrauchen, die Atemluft und das Trinkwasser.

Durch eine sehr reaktive Epoxid-Gruppe greift Benzo(a)pyren das Erbgut an und begünstigt das Auftreten von Mutation. Neben seiner fruchtschädigenden Wirkung steht Benzo(a)pyren auch in Verbindung mit Lungen- und Hautkrebs sowie dem als "Schornsteinfegerkrebs" bezeichneten Krebs der Hodenhaut.

Durch Gesetze ist das Vorkommen von PAK wie Benzo(a)pyren auf ein niedriges Niveau beschränkt, sodass der Durchschnittsbürger nicht gefährdet wird. Allerdings nimmt ein Mensch mit hohem Getreide- und Fischkonsum täglich doppelt so viel Benzo(a)pyren wie ein durchschnittlicher Konsument auf! In Deutschland und Österreich gelten deutlich strengere Richtlinien, deren Grenzwerte etwa um den Faktor zehn tiefer liegen.

Blei

Das Schwermetall Blei kann in Essgeschirr aus Keramik und Glas oder in Geschirr mit Bleiglasur enthalten sein. Saure Nahrungsmittel können das Blei freisetzen. Verwendung findet es ausserdem in der Batterieherstellung, in Mineraldünger und in Rostschutz. Früher war es als Antiklopfmittel in Benzin enthalten und wurde für Wasserleitungsrohre verwendet. Seit den 1970ern wird Blei nicht mehr für Rohre verwendet, allerdings können alte Gebäude noch solche Trinkwasserleitungen besitzen.

Blei ist ein Nervengift, verursacht Darmkoliken, Blutarmut und Nierenschäden bis hin zum Nierenkrebs. Blei kann sogar die Haut gräulich und den Zahnfleischsaum blauschwarz färben.

Frauen und Kinder sind anfälliger als Männer für eine Schädigung durch Blei. Die fruchtschädigenden Eigenschaften äussern sich vor allem als Störung der Gehirnentwicklung und des Wachstums.


Lindan

Lindan wurde lange als Insektizid eingesetzt, ist aber in der EU und der Schweiz nicht mehr zugelassen, wohingegen es im erweiterten Ausland noch verwendet wird. Da es als Holzschutzmittel benutzt wurde, können jedoch Hölzer in alten Gebäuden noch Lindan enthalten. Eine Sanierung kann sehr teuer werden, da Lindan keinesfalls in die Atemluft gelangen darf. Die Freisetzung von Lindan sorgte im Herbst 2013 für einen Sanierungsstopp der Giftmüllgrube neben dem Novartis-Campus. Die Firma Ugine-Kuhlmann hatte dort eine unbekannte Menge Lindan in Staubform "entsorgt". Erst mit besseren Schutzmassnahmen wie permanentem Unterdruck konnten die Arbeiten fortgesetzt werden. Lindan beeinträchtigt die Blutbildung und die Nerven. Es kann in die Muttermilch übertreten.

Quecksilber

Quecksilber ist in alten Thermometern, Amalgamzahnfüllungen, Pyrotechnik und als Methyl-Quecksilber in Meeresfisch wie Thunfisch enthalten. Bei einer akuten Vergiftung treten blutige Durchfälle, Atemwegsentzündungen und Nierenversagen auf. Bei chronischem Kontakt entstehen Nierenschäden und Störungen des zentralen Nervensystems wie beispielsweise ein Zittern, das ähnlich aussieht wie bei Multipler Sklerose, sowie eine Polyneuropathie (Schädigung peripherer Nerven, zum Beispiel als socken- oder handschuhförmige Gefühlsminderung an den Extremitäten). Der Zahnfleischsaum kann sich blauviolett färben. Zudem kann die Hirnentwicklung von Kindern Schaden nehmen.

Das teratogene Potenzial wurde im Rahmen der Minamata-Krankheit in den 50er Jahren bekannt: Durch Verzehr von quecksilberhaltigem Fisch in der Bucht von Minamata wurden zahlreiche Kinder mit Fehlbildungen geboren.

Wie kannst du die Aufnahme teratogener Stoffe vermeiden?

Es ist ratsam, massvoll geräucherte oder gegrillte Fisch- und Fleischprodukte zu konsumieren. Gleiches gilt für Cerealien. Von Pflanzen wie Gemüse sollte möglicher Bleistaub abgewaschen werden. Um nicht zu viel Quecksilber aufzunehmen, sollten Meeresfische nicht im Übermass verzehrt werden. Falls du in einem alten Gebäude lebst, kannst du dich über verwendete Holzschutzmittel und die Wasserrohre informieren. Eine Sanierung kann allerdings aufwendig und teuer werden.

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