Notfall beim Kind – Ein Leitfaden für Eltern

Notfall beim Kind © CDC auf Unsplash.com

Ein Notfall ist eine akute Situation, bei der die schnelle Einleitung von Massnahmen erforderlich ist - erst recht dann, wenn es sich um einen Notfall im Kindesalter handelt. Notfälle bei Kindern stellen nicht nur die Eltern vor eine grosse Herausforderung, sondern auch den Rettungsdienst. In der Regel wird bei Kindern die Erste Hilfe entweder verspätet oder gar nicht eingeleitet, da viele Angst haben, etwas falsch zu machen.

Der grösste Fehler ist aber, überhaupt nicht zu reagieren und nicht zu helfen. Die Ursachen, woraus Notfallsituationen bei Kindern entstehen können, sind vielfältig. Es kann sich um plötzliche Erkrankungen handeln oder um Unfälle. Viele denken, dass Kinder einfach nur kleine Erwachsenen sind und keine spezielle Behandlung benötigen. Tatsächlich ist es aber so, dass viele physiologische Vorgänge bei Kindern anders ablaufen als bei Erwachsenen. Denn der kindliche Körper ist nicht nur kleiner, sondern die Reserven sind auch geringer.

Die Besonderheiten bei Notfällen beim Kind

Um im Falle eines Notfalls gut vorbereitet zu sein, ist es wichtig, dass Eltern die Besonderheiten kennen, die den kindlichen Körper betreffen. Diese sind sogar abhängig vom Alter.

Babys und Kleinkinder erleiden schnell einen Sauerstoffmangel

Kinder haben viel häufiger Infekte der oberen Atemwege. Der Grund liegt darin, dass sie vor allem durch die Nase atmen. Dadurch kann eine verstopfte Nase schnell zu einem erhöhten Atemwegswiderstand führen. Eltern können solche Probleme bei der Atmung recht schnell erkennen, da diese schwerer geht.

Da bei Kleinkindern der Stoffwechselumsatz höher ist, haben auch die Organe einen höheren Sauerstoffbedarf. Dies betrifft insbesondere das Gehirn. Daher kann ein Sauerstoffmangel bei Kindern, bei denen das Nervensystem noch in der Entwicklung ist, schnell zu Folgeschäden führen. Daher sollten Eltern bei Kindern eine Atemnot ernst nehmen und entsprechend handeln und einen Arzt aufsuchen.


Verletzungen, Verätzungen und Fremdkörper im Auge von Kindern

Die Augen sind sehr schmerzhaft, daher sind Verletzungen an den Augen eine häufige Ursache für einen Augennotfall bei Kindern. Die Gefahren sind: Verätzungen mit Chemikalien, Verletzungen durch Gegenstände bei Kleinkindern oder Sportunfälle und Stürze - all dies kann Schäden am Auge verursachen. Auch hier gilt: sofort den Augenarzt oder die Augenklinik aufsuchen, die auch Öffnungszeiten am Samstag, Sonntag oder Feiertag hat.

Sollten sich im Auge Fremdkörper befinden, dann sollten Eltern diese nicht eigenständig herausziehen, sondern das Auge möglichst abdecken und ebenfalls sofort einen Augenarzt aufsuchen. Bei einer Verätzung ist das Spülen des Auges die wichtigste erste Massnahme.

Kleine Kinder und Säuglinge kühlen schnell aus

Die Körperoberfläche im Verhältnis zum Körpergewicht ist bei Kindern besonders. Je kleiner das Kind ist, desto mehr gilt dies. Dieser Umstand ist dafür verantwortlich, dass Säuglinge und Kleinkinder sehr schnell auskühlen. Gleichzeitig ist das Unterhautfettgewebe viel dünner als bei Erwachsenen, was ebenfalls das Auskühlen begünstigt. Insbesondere bei Babys ist es für Eltern nicht einfach zu erkennen, dass sie frieren.

Während bei Erwachsenen das Kältezittern einsetzt, welches durch Muskelkontraktionen dem Körper zusätzliche Wärme verleiht, gibt es diesen physiologischen Mechanismus bei Kleinkindern nicht. Kleinkinder produzieren zusätzliche Wärme in dem braunen Fettgewebe. Diese Reserve erschöpft allerdings sehr schnell und da das Kältezittern fehlt, bemerken Eltern die Unterkühlung nicht selten zu spät. Besonders bei Neugeborenen kann dies zu einer lebensbedrohlichen Unterzuckerung führen.

Flüssigkeitsverlust führt bei Babys und Kleinkindern zu einem Notfall

Auch bezüglich des Wasserhaushaltes kann es bei Kleinkindern und Säuglingen schnell zu einem Notfall kommen. Schon kleinste Veränderungen können dazu führen, dass der Körper aus den Fugen gerät und dass eine Notfallsituation eintritt. Denn die Nieren haben eine wichtige Funktion: Sie schleusen die harnpflichtigen Substanzen wie Harnsäure, Harnstoff und Kreatinin aus dem Körper.

Babys und Kleinkinder benötigen zum Ausscheiden deutlich mehr Wasser als Erwachsene. Daher kann ein Flüssigkeitsverlust bei Ihnen viel schneller zu einer gefährlichen Dehydratation führen. Erwachsene können Erbrechen und starken Durchfall meistens sehr gut wegstecken. Bei kleinen Kindern Babys kann dies aber sehr schnell zum Austrocknen führen.

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Enge Bronchien in Verbindung mit grosser Zunge

Im Verhältnis zur Körpergrösse und zum Körpergewicht ist die Zunge bei Erwachsenen viel kleiner. Eine grosse Zunge kann allerdings schnell zu Problemen führen, vor allem dann, wenn das Kind bewusstlos ist. Denn eine grosse Zunge kann schnell und leicht den Atemweg versperren. Aus diesem Grund ist eine stabile Seitenlage bei einem Kind so wichtig. Dabei sollten Eltern darauf achten, dass der Atemweg nicht durch die Zunge versperrt wird, sondern frei ist.

Je kleiner das Kind, desto enger ist die Luftröhre. Wer einmal versucht hat, durch einen ganz dünnen und durch einen dickeren Strohhalm zu trinken, dem wird bewusst, wie sich dieser Unterschied auswirken kann. Geringste Schwellungen an der Schleimhaut können daher bei solch einer engen Luftröhre dazu führen, dass es zu Atemnot kommt. Der Pseudokrupp ist ein klassisches Beispiel, aber auch ein Asthmaanfall kann bei einem kleinen Kind schnell lebensbedrohlich werden. Dementsprechend haben auch die Bronchien viel kleinere Durchmesser.

Die engste Stelle in der Luftröhre befindet sich unterhalb vom Kehlkopf

Die engste Stelle in der Luftröhre befindet sich bei Erwachsenen über dem Kehlkopf. Daher ist es für erwachsene Person auch relativ einfach, einen Fremdkörper wieder effektiv abzuhusten. Anders sieht es bei Kindern unterhalb von zehn Jahren aus.

Bei ihnen befindet sich die engste Stelle in der Luftröhre unterhalb des Kehlkopfes. Der sogenannte Ringknorpel sorgt dafür, dass Kinder Fremdkörper nicht einfach abhusten können. Stattdessen kommt es schnell zu lebensbedrohlichen Situationen, wenn ein Fremdkörper sich in der Luftröhre befindet und sie drohen zu ersticken.

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