Manchmal ist weniger Medizin besser für dein Kind: 5 Beispiele

Kranke Kinder betreuen braucht Liebe und Geduld © georgerudy- AdobeStock.com

pädiatrie schweiz engagiert sich für «Smarter Medicine». Diese Initiative verfolgt den Grundsatz, dass eine Behandlung nur dann angewendet wird, wenn sie den Patientinnen und Patienten tatsächlich etwas bringt. Manchmal ist Geduld haben besser als Behandeln.

Mittelohrentzündung beim Kind

Eine akute Mittelohrentzündung bei Kindern sollte nicht routinemässig mit einem Antibiotikum behandelt werden.

Eine Mittelohrentzündung (Otitis media) ist häufig die Folge einer Virus-Erkrankung und bedarf keiner Therapie mit einem Antibiotikum. Der ungerechtfertigte Einsatz von Antibiotika führt zu verschiedenen unerwünschten Nebenwirkungen wie Allergien, Resistenzbildung, Durchfall oder anderen Komplikationen. Viele Mittelohrentzündungen heilen im Krankheitsverlauf von selbst wieder ab.

Das kannst du tun:

  • Gib deinem Kind bei starken Schmerzen schmerzstillende Medikamente wie Paracetamol oder Ibuprofen – in alters- und gewichtsentsprechender Dosierung.
  • Pflege die Nase mit isotonischer Kochsalzlösung.
  • Besuche nach zwei bis drei Tagen erneut die Kinderärztin oder den Kinderarzt, wenn sich der Zustand nicht bessert.

Rückfluss von Mageninhalt

Verabreiche deinem Kind keine Säureblocker zur Behandlung des Rückflusses von Mageninhalt bei Säuglingen.

Der Rückfluss von Mageninhalt im Säuglingsalter ist ein normaler Vorgang und erfordert keine Behandlung mit Säureblockern. Die Hälfte aller Säuglinge haben einen Rückfluss. Dieser beginnt im Verlauf des 1. Lebensmonats und nimmt bis ins Alter von 4 bis 5 Monaten zu. Die Säuglinge geben einen Teil ihrer Mahlzeiten wieder raus. Dies ist unter anderem die Folge eines noch nicht ausgereiften Verdauungssystems.

Die Unterdrückung der Magensäureproduktion verbessert weder unerklärliches Schreien noch Aufstossen. Der Einsatz von Säureblockern kann fürs Kleinkind sogar schädlich sein und Infektionen der Atemwege, Veränderungen der Darmflora und eine Schwächung der Knochen bewirken.

Bei schwallartigem Erbrechen, unstillbarem Schreien oder ungenügender Gewichtszunahme soll das Kind ärztlich untersucht werden.

Das kannst du tun:

  • Versuche eine Oberkörperhochlagerung im Alltag zur Verminderung von Reflux (Oberkörper erhöhen mit beispielsweise Badetuch um 30 Grad)

Husten beim Baby oder Kind

Gib deinen Kindern keine Hustenmedikamente.

Husten ist im Allgemeinen ein normaler Abwehr­mechanismus des Körpers. Pflanzliche und chemische Hustenmedikamente sind gegen Erkältungen nicht wirksam. Sie können für Kinder sogar gefährlich sein, wie verschiedene Studien zeigen. Hustenmedikamente bestehen häufig aus mehreren Wirkstoffen. Zusammen mit anderen Medikamenten können sie zu Überdosierungen dieser Wirkstoffe führen.

Das kannst du tun tun:

  • Kindern ab 12 Monaten kannst du mit einem kleinen Löffel Honig geben (oder im Tee)
  • Vermeide, dass das Kind Zigarettenrauch einatmet.
  • Sorge für ein gutes Raumklima mit einer Luftfeuchtigkeit von 50-60 % und einer Zimmertemperatur von 18°C.
  • Lagere den Oberkörper des Kindes hoch.

Magen-Darm-Grippe beim Kind

Bei Kindern mit leichtem oder mittlerem Flüssigkeitsverlust (z. Bsp. bei einer Magen-Darm-Grippe mit Erbrechen und/oder Durchfall) sollte die fehlende Flüssigkeit via Mund zugeführt werden.

Bei einer schweren Magen-Darm-Grippe kann der Flüssigkeitsverlust gerade für Kleinkinder erheblich sein. Dieser Verlust muss kompensiert werden. Der Ersatz der Flüssigkeit kann auf verschiedene Arten erfolgen. Am schonungsvollsten und gesundheitsverträglichsten ist die Kompensation des Verlustes durch Trinken.

Bei ungenügender Trinkmenge kann die Flüssigkeit direkt über den Magen oder über das Blut zugeführt werden. Für die Zufuhr in den Magen wird eine feine Sonde via Nase und Speiseröhre gelegt. Für die Zufuhr ins Blut wird ein feines Schläuchlein direkt in eine Vene eingelegt und an eine Infusion angeschlossen. Da die Venen bei diesen Kindern schlecht gefüllt sind, braucht es manchmal mehrere Versuche. Dies kann schmerzhaft und belastend sein.

Das kannst du tun:

  • Gib deinem Kind verdünnten Apfelsaft, Muttermilch oder andere Getränke, die es kennt – durch Einlöffeln oder schluckweise trinken lassen.
  • Zusätzlich kannst du deinem Kind rezeptfrei erhältliche Elektrolytlösungen verabreichen.

Virusinfektion der kleinen Atemwege

Verwende bei Babys mit einer Virusinfektion der kleinen Atemwege nicht routinemässig kortisonähnliche Medikamente oder Asthma-Medikamente.

Bronchiolitis ist eine Entzündung der kleinsten Atemwege der Lunge, verursacht durch Erkältungsviren. Die Entzündung zeigt sich durch starken, schleimigen Husten, Schnupfen und meist Fieber. Betroffen sind oft Säuglinge, die dann angestrengt atmen und weniger gut trinken. Kortisonähnliche oder Asthma-Medikamente vermindern in dieser Situation weder das Risiko, dass dein Kind ins Spital gehen muss, noch verkürzen sie die Krankheit. Hingegen können solche Medikamente den Sauerstoffgehalt im Blut verschlechtern oder zu Herzrasen oder Zittern führen.

Das kannst du tun:

  • Befeuchte die Nase deines Kindes mit einer isotonischen Kochsalzlösung.
  • Lasse dein Kind häufig kleinere Portionen trinken.
  • Biete deinem Kind die nötige Erholungszeit.

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