Ist mein Kind transsexuell?

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Transsexualität wird heute immer häufiger thematisiert. Inzwischen ist bekannt, dass Menschen schon transsexuell geboren werden. Schon im Kindesalter werden die eigene Identität und das biologisch angeborene Geschlecht als inkompatibel wahrgenommen. Vielleicht überlegst auch du, ob dein Kind transsexuell ist. Es ist es völlig normal, wenn dich das Thema anfangs etwas überfordert.

Wie viele Trans-Menschen in der Schweiz leben, wurde nie gezählt. Studien aus dem Ausland zufolge zeigen ganz verschiedene Häufigkeiten (0.5 bis 3 Prozent der Bevölkerung). 

Was bedeuten eigentlich Transsexualität, Transidentität und Intersexualität?

Transsexuelle weisen zwar wie jeder Mensch biologische Geschlechtsmerkmale auf, können sich jedoch nicht damit identifizieren. Das bedeutet, dass zum Beispiel ein Kind mit den Geschlechtsmerkmalen eines Mädchens sich selbst nicht als Mädchen empfindet. Bei manchen Menschen entwickelt sich dieses Empfinden erst mit der körperlichen Veränderung in der Pubertät, bei den meisten jedoch im Alter von 4 oder 5 Jahren. Man spricht dabei von Transsexualität. Um eine irrtümliche Annahme zu vermeiden, dies hätte etwas mit der Sexualität zu tun, wird inzwischen jedoch immer mehr der Begriff Transidentität genutzt. Was ursächlich dafür ist, konnte bis heute nicht geklärt werden. Man geht allerdings davon aus, dass die Voraussetzungen schon während der Embryonalentwicklung geschaffen werden. Die Erziehung soll keine Rolle spielen. Von der Transsexualität/Transidentität ist die Intersexualität zu unterscheiden, bei welcher Kinder mit Geschlechtsmerkmalen auf die Welt kommen, die weder eindeutig männlich, noch eindeutig weiblich sind.


Mögliche Hinweise auf Transsexualität/Transidentität

Viele Eltern sind unsicher und fragen sich schon bei bestimmten Anzeichen, ob ihr Kind möglicherweise transsexuell ist. Zum Beispiel, wenn der Sohn anfängt mit Puppen zu spielen oder gerne Kleider trägt. Oder, wenn die Tochter nur mit Jungen spielt und typisch mädchenhafte Dinge ablehnt. Dies hat allerdings nichts mit Transsexualität, sondern den (temporären) Vorlieben der Kinder zu tun. Kinder probieren sich gerne aus und schlüpfen dabei auch mal in eine andere Rolle. Manche Jungen finden Puppen einfach interessanter als Autos. Bei den Mädchen kann es andersrum sein. Die typischen Rollenbilder sind heute überholt und haben mit der Realität nicht viel gemein. Transsexualität äussert sich hingegen darin, dass sich die gesellschaftliche Zuordnung in Bezug auf den eigenen Körper für das Kind falsch anfühlt. Manche Kinder sprechen ihr Unbehagen direkt an oder geben sich selbst dauerhaft einen anderen Namen, mit dem man eher Vertreter des anderen biologischen Geschlechts ansprechen würde. Wenn sie in Gruppen nach Geschlechtern eingeteilt werden, reagieren sie möglicherweise frustriert, weil ihre eigene Identität mit diesem Geschlecht nicht übereinstimmt.

So unterstützt du dein Kind

Wenn das Kind Zweifel an seinem Geschlecht äussert, sollten Eltern das ernst nehmen. Die meisten Kinder reden jedoch gar nicht erst über Körper und Identität, sondern fordern einfach das ein, was sich für sie richtig anfühlt. Zeige dich dafür offen und versuche dein Kind nicht in eine Identität zu zwingen, die ihm fremd ist. Zeige ihm, dass du es so akzeptierst und liebst. Rede auch mit Verwandten, Bekannten und Freunden, sowie den Erziehern oder Lehrern darüber. Um richtig einschätzen zu können, ob das Kind wirklich transsexuell und fremd im eigenen Körper ist, sollte ein spezialisierter Psychologe aufgesucht werden.

Im Erwachsenenalter können eine Hormontherapie oder sogar eine Geschlechtsumwandlung eine Möglichkeit für dein Kind sein, sich an sein wahres Geschlecht anzugleichen. Wenn du selbst Schwierigkeiten mit dem Thema hast, solltest du dir professionelle Hilfe suchen. Eine Paar- oder Familientherapie ist anzuraten, falls eine Überforderung zu Konflikten innerhalb der Partnerschaft führt. Das Transgender Network Switzerland bietet für Angehörige von transsexuellen Menschen Treffen und Austauschmöglichkeiten an.

Es ist völlig in Ordnung, wenn du als Elternteil mit dem Thema Transsexualität am Anfang noch überfordert bist. Es gibt inzwischen unzählige Möglichkeiten sich zu informieren und Unterstützung zu bekommen. Bedenke, wie schön es ist, dass Transsexualität inzwischen immer weniger ein Tabu ist und deinem Kind das Ausleben seiner wahren Identität ermöglicht werden kann.

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