Eine andere Perspektive: Die Geburt aus Sicht des Kindes

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Sobald über Geburt und Schwangerschaft gesprochen oder geschrieben wird, steht vor allem die mütterliche Seite und selten die des Kindes im Fokus des Interesses.

Die Geburtsvorbereitung ist der erste Schritt in Richtung Geburt. Die Eltern sehnen sich schon nach dem Baby. Die Schwangerschaft hatte vielleicht einige Probleme mit sich gebracht, aber nun ist ein Ende in Sicht. Dieses Ende beinhaltet aber nochmals einen anstrengenden Prozess für das Baby - denn die Geburt ist nicht nur für die Mutter belastend.

Wie erlebt das Baby die Geburt?

Die Entbindung ist nicht nur für die Mutter mit Schmerz und Leid verbunden. Die Geburt ist auch für das Baby mit tiefer Anstrengung und Schmerz verbunden, der nur einen kleinen Hinweis auf den langen Weg der Geburt vermittelt. Das Baby wird plötzlich aus der warmen und sicheren Umgebung herausgerissen, und in eine kalte und unbekannte Welt geboren. Lediglich die Wärme der Mutter und des Vaters und ihre bekannten Stimmen können in diesem Moment Trost und Sicherheit spenden. Das Baby konnte sich nicht wie die werdenden Eltern mittels Geburtsvorbereitung auf diesen Vorgang einstellen. Die Entbindung kommt für das Baby überraschend, und sorgt für Verunsicherung, Angst und auch Schmerz.

In den letzten Jahren nehmen Wunsch-Kaiserschnitte bei der Entbindung zu. Die Entbindung soll für die werdende Mutter schmerzlos vor sich gehen. Das hat natürlichen einen Vorteil für werdende Mütter - denn ihnen wird der Schmerz der Geburt teilweise abgenommen. Fürs Baby jedoch bedeutet ein solcher Eingriff, dass es bei einem Kaiserschnitt mit einem Ruck aus der Geborgenheit genommen und in den lauten und kalten OP gerissen wird.


Der Weg der Geburt

Sobald die Wehen einsetzen, geht es nicht nur für die Mutter los, sondern auch für das Kind. Die Gebärmutter wird verlassen, der Kopf des Kindes kommt durch eine Senkung mit dem Muttermund in Kontakt. In der zweiten Phase dreht sich der Kopf des Kindes im mittleren Bereich des Beckens. Danach wird ein athletischer Akt des Kindes vollzogen, in dem es einen Abstieg, eine Beugung und eine Streckung durch den Ausgang des Beckens der Mutter ausübt. Erst dann - nach dieser schweren körperlichen Anstrengung - kommt es zum Austritt des Kindskopfes, und zur Geburt des kindlichen Körpers.

Schwierigkeiten bei der Geburt - wie werden diese verarbeitet?

Schon während der Geburtsvorbereitung wirst du auf die unterschiedlichen Phasen vorbereitet, die mit den Wehen beginnen. Dein Kind hat schon vor und während des Geburtsvorgangs Erfahrungen, die im sogenannten limbischen System ein Leben lang eingespeichert werden. Wenn es zu Schwierigkeiten beim Geburtsvorgang kommt, kann dies zu sogenannten frühkindlichen Traumatisierungen führen. 

Deswegen ist es wichtig, dass du bei deiner Geburtsvorbereitung auf den Sinn der natürlichen Entbindung vorbereitet und darüber informiert wirst. Natürlich wäre es schöner die Entbindung ohne Schmerzen zu erleben. Aber du kannst bei einer natürlichen Geburt die psychophysische Gesundheit deines Kindes stärken. Denn durch die intensive Erfahrung der Entbindung wirst du eine starke Bindung zu deinem Kind haben, die auf Gegenseitigkeit beruht. Es wird die Bindung zwischen euch beiden stärken.

Der Fokus liegt schon lange nicht mehr nur auf der harmonischen Schwangerschaft. Die sanfte Geburt, bei der die Wehen einsetzen, und dein Kind ohne Gewalt durch dich begleitet wird, spielt eine wichtige Rolle. Vor allem die Begleitung durch eine erfahrene Hebamme oder eine Doula ist an dieser Stelle entscheidend. Denn sie wird dir nicht nur Ruhe und Sicherheit vermitteln, sie wird dich schon bei der Geburtsvorbereitung bei der Mutter-Kind-Dyade unterstützen.

Natürlich gibt es aber Situationen, bei denen ein Kaiserschnitt nötig ist. Oder auch eine Geburt mit Saugglocke oder Zange sind ohne Zweifel wichtige Möglichkeiten, um in prekären Situationen einem Baby oder auch der Mutter das Leben zu retten!  Auch wenn der Start nicht optimal verlief, kann Mutter und Kind geholfen werden (auch Jahre später noch).  Wenn dich Schuldgefühle plagen nach einer traumatischen Geburt oder du körperliche oder psychische Probleme hast, die mit der Geburt zusammen hängen könnten, wende dich dafür an eine Fachperson. Gute Erfahrungen werden mit Komplementärmedizin gemacht, wie eine Craniosacral-Therapie, Osteopathie oder Kinesiologie.

Die richtige Begleitung während der Schwangerschaft

Wenn du während deiner Schwangerschaft überlegst, ob du die Geburt mit Hilfe eines Wunsch-Kaiserschnittes erleichtern möchtest, solltest du auch an dein Baby denken. Der Moment der Entbindung wird euch beide tief verbinden, denn ihr beide habt dasselbe erlebt. Ab dem Moment der Wehen ist die Geburt nicht nur für dich als Mutter anstrengend, sondern dein Baby leidet an dem langen Weg mit, den es durch den Geburtskanal schreiten muss.

Während du bei der Geburtsvorbereitung auf diese Situation vorbereitet wurdest, ist dein Baby auf sich allein gestellt. Durch ein hilfreiches und motivierendes Umfeld, und durch gute Unterstützung und Begleitung, kannst du dir schon im Vorfeld bei deiner Geburtsvorbereitung den Sinn der Wehen erklären lassen.

Du hast die Schwangerschaft mit deinem Baby als Duett geschafft. Auch den Weg der Geburt geht ihr gemeinsam. 

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