Die kindliche Schlafentwicklung

Nächtliche Nähe hat viele Vorteile für die Entwicklung von Babys © pololia - AdobeStock.com

Viele Eltern sind sehr unsicher in Bezug auf das Schlafverhalten ihres Kindes und finden sich im Dschungel an Informationen und Tipps nur noch schwer zurecht. Zu wissen, wie die Schlafentwicklung ungefähr verläuft und was sie in welchem Alter von ihrem Kind erwarten können, kann bereits eine Erleichterung sein.

Von Anfang an entspannt schlafen

Im ersten Lebensjahr benötigt ein Säugling noch sehr viel Unterstützung beim Ein- und Durchschlafen. Anfangs schlafen die meisten Stillkinder am besten an der Brust ein. Kinder, die nicht gestillt, von Papa oder jemand anderem betreut werden, finden meist auch an der Flasche oder beim Tragen gut in den Schlaf. Wenn dein Kind das Schlafen von Anfang an mit positiven Gefühlen, mit Sicher- und Geborgenheit verknüpft, ist das die beste Voraussetzung dafür, dass es auch in Zukunft entspannt schlafen kann.


Einschlafgewohnheiten

Jedes Kind entwickelt eine Gewohnheit, wie es gut und gerne einschläft. Stillen, Saugen und Tragen sind anfangs bewährte Einschlafmethoden. Mit der Zeit können Kinder lernen, im Körperkontakt und ohne Brust oder Flasche einzuschlafen. Die meisten Eltern machen sich unnötigerweise Sorgen, dass es zu «falschen» Gewohnheiten kommen kann, die sich später nur noch schwer abgewöhnen lassen. Gerade das Einschlafen an der Brust ist zu Unrecht verpönt – dabei gibt es mehrere Gründe, die dafür sprechen. So werden Kinder, die nachts gestillt werden, insgesamt länger gestillt und sind auch besser vor dem Plötzlichen Kindstod geschützt.

Es gibt keine richtige oder falsche Einschlafgewohnheit – wichtig ist nur, dass Eltern eine Methode wählen, die gut klappt und mit der sie sich wohl fühlen. Wird eine bestimmte Methode zur Belastung, dann lässt sich jede Gewohnheit durch eine angenehmere Alternative ersetzen.

Erholsame Nächte, auch wenn das Kind noch nicht durchschläft

Kein Mensch schläft durch. Während Erwachsene nachts ungefähr alle 90 Minuten kurz wach werden, dauert beim Säugling ein Schlafzyklus nur 50-60 Minuten. Die Frage ist nicht, wie du dein Kind zum Durchschlafen bringst, sondern, welche Unterstützung es braucht, wenn es nachts (mehrmals) wach wird. Je aktiver du sein musst, um deinem Kind beim Weiterschlafen zu helfen, desto mehr bist du in deiner Nachtruhe gestört.

Wenn dein Kind nahe bei dir schläft und ohne grossen Aufwand gestillt werden oder eine Flasche trinken kann, kannst auch du rasch weiterschlafen. Damit in schwierigen Phasen nicht beide Eltern ständig erschöpft sind, macht es Sinn, dass der eine Elternteil ungestört schlafen kann und dafür den anderen Elternteil, der das Kind nachts betreut, tagsüber entlastet.

Vater füttert das Baby nachts mit der Flasche, damit Mutter schlafen kann.
Erholsame Baby Nächte durch gegenseitige Unterstützung © TheVisualsYouNeed - AdobeStock.com

Nach dem ersten Geburtstag sind viele Kinder in der Lage, auch ohne Brust, Flasche oder Tragen weiterzuschlafen, solange sie noch die nächtliche Nähe einer Bindungsperson geniessen. Vorübergehend neben einem schlafenden Kind zu liegen, ist für viele Eltern keine grosse Belastung mehr.

Alleine schlafen

Ab dem ersten Geburtstag kann ein Kind langsam an das Allein-Schlafen herangeführt werden, wenn dies der Wunsch der Eltern ist. Dabei ist es einfacher, erst mal zusammen mit dem Kind ins Kinderzimmer zu ziehen und sich dann langsam zu entfernen, wenn das Kind da gut schläft.

Wenn dein Kind aber noch bei euch schläft und ihr Eltern euch damit gut fühlt, gibt es keinen Grund, das zu ändern. Geniesst die nächtliche Nähe, die zahlreiche Vorteile für die Entwicklung deines Kindes hat. Früher oder später wird jedes Kind bereit sein, alleine zu schlafen.

Entspannte Nächte mit mehreren Kindern

Habt ihr mehrere Kinder, und ist das Kleinere mindestens ein Jahr alt, gibt es die Möglichkeit des Geschwisterbettes. Dieses hat zur Folge, dass die Kinder sich gegenseitig Nähe und Geborgenheit vermitteln und ihr Eltern dadurch weniger gefordert seid. Zudem können bei einem Geschwisterbett beide Kinder gleichzeitig von einem Elternteil in den Schlaf begleitet werden, so dass der andere etwas Zeit für sich hat.

Die Schlafentwicklung läuft wellenförmig und es dauert ungefähr 3 Jahre, bis dein Kind in der Lage ist, nachts alleine zurecht zu kommen. Hab keine Angst, dein Kind mit nächtlicher Zuwendung zu verwöhnen! Im Gegenteil verinnerlicht dein Kind die dank dir erworbene Sicherheit und wird dadurch letztlich schneller autonom.

Schlaftipps für dein Baby:

Auf www.1001kindernacht.ch findest du viele hilfreiche Artikel und Schlafberaterinnen in deiner Nähe.

Autorin: Sibylle Lüpold ist Still- & Schlafberaterin, Gründerin von 1001kindernacht® und freie Autorin. Als dreifache Mutter befasst sie sich seit 20 Jahren mit dem Thema Kinderschlaf, hat eine eigene Praxis in Bern und bildet zusammen mit ihrem Team Fachleute in Schlafberatung weiter.


Buchtipp:

«Ich will bei euch schlafen! (Ein)Schlafen mit Cosleeping»
von Lüpold, Sibylle / Herder Verlag 2019
ISBN: 978-3-451-60072-2

 

 

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