Fehlerhafte Verwendung von Kindersitzen wird unterschätzt

Kindersitz im Auto: Die richtige Installation ist der erste wichtige Schritt © hedgehog94 - AdobeStock.com

Ob mit dem Baby vom Spital nach Hause, mit der Grossfamilie in die Ferien oder im normalen Alltag. Irgendwann ist es bei fast allen Familien soweit und es stellt sich die Frage nach dem richtigen Kindersitz für das Auto. Mit dem Kauf ist es jedoch noch nicht getan. Das Sicherheitsrisiko steigt meist erst mit der Verwendung. Denn der sicherste Sitz ist wertlos, wenn er falsch genutzt wird. Misuse, also die fehlerhafte Bedienung von Kindersitzen ist allgegenwärtig. Wir zeigen die häufigsten Fehler und ihre Einflussfaktoren.

In der Schweiz gibt es bereits Spitäler, die frischgebackene Eltern nicht nach Hause lassen, wenn keine Babyschale vorhanden ist. Und das ist auch richtig so – vorausgesetzt der Heimweg wird mit dem Auto und nicht mit dem ÖV angetreten. Doch, dass das Risiko erst mit der falschen Nutzung der Sitze steigt, ist kaum einem Elternteil bewusst. Und leider ist es so, dass praktisch alle Eltern ab und zu den ein oder anderen Fehler bei der Verwendung von Kindersitzen begehen.

Die richtige Installation ist der erste wichtige Schritt

Bevor die Fahrt losgeht, sollten sich Eltern in jedem Fall genug Zeit für die Installation des Sitzes nehmen. Womöglich wurden sie im Laden bereits gut beraten. Dennoch ist das Lesen der Gebrauchsanleitung ein Muss. Dort steht meist genau beschrieben, worauf man achten muss. Auch kleine Helfer wie Indikatoren und Markierungen an den Sitzen, zeigen ob beispielsweise die Isofix-Halterungen richtig eingerastet sind oder das Standbein den richtigen Winkel und somit genug Halt hat.

Checkliste Auto-Kindersitz

Keine Dicken Jacken im Kindersitz

Der vermutlich häufigste Fehler und nicht selten auf Unwissenheit oder Zeitmangel zurückzuführen, sind dicke Jacken, die Kinder während der Fahrt tragen. Eltern sollten vor der Fahrt unbedingt darauf achten, dass ihr Kind keine Jacke trägt. «Aufgrund der Jacke entsteht Luft zwischen Gurt und Körper. Dadurch liegt der Gurt nicht satt am Körper an und kann im Falle eines Unfalls zu schlimmen Einschneidungen oder gar dem Herausschleudern des Kindes führen», so Jürg Reinhard, Projektleiter Kindersitze Test & Mobilität beim TCS. Bitte also auch für sehr kurze Strecken die Jacke unbedingt ausziehen und stattdessen eine Decke über das angeschnallte Kind legen.


So lange wie möglich rückwärtsgerichtet

Viele Eltern denken, dass sie ihren Kindern einen Gefallen tun, indem sie sie frühzeitig vorwärtsgerichtet fahren lassen. Was vielen jedoch nicht bewusst ist, ist dass sie sie dabei einem unnötigen Risiko aussetzen. Warum? Weil der Kopf des Kleinkindes ein Viertel seines gesamten Körpergewichtes ausmacht (bei Erwachsenen sind dies nur noch 8%). Wenn das Kind nun am ganzen Körper straff fixiert ist und nur der Kopf frei bleibt, wird dieser beim Aufprall stark nach vorne geschleudert und kann so die sensible und noch nicht vollständig entwickelte Nackenmuskulatur verletzen. Fährt das Kind aber rückwärtsgerichtet, wird der Kopf im Fall des Aufpralls in den Sitz gedrückt und ein grosser Teil der einwirkenden Kraft somit abgefedert. Die Verletzungen sind nicht vergleichbar und die Sicherheit um ein Vielfaches höher.

Der Gurt muss straff anliegen

Jeder Elternteil kennt die Situation. Man schnallt das Kind an und das Kind fühlt sich unwohl, weil die Gurte zu straff sind. Ein kurzer Zweifel und ein Grossteil der Eltern lockert den Gurt ein wenig. Genau das ist der Fehler. Der Gurt muss unbedingt satt am Körper des Kindes anliegen. Laut Jürg Reinhard vom TCS, darf noch eine Handfläche eng drunter Platz haben, mehr aber nicht. Ist der Gurt zu locker oder stimmt die Gurtführung bei Sitzen, die mit dem Fahrzeuggurt befestigt werden nicht, kann es zu schlimmen Verletzungen kommen.

Die Kopfstütze regelmässig anpassen

Das Kind wächst und das Anpassen und richtige Positionieren der Kopfstütze wird oftmals vergessen. Oft ist diese dann viel zu tief platziert, sodass sie das Kind sogar ein Stück nach vorne drückt Auch das Gegenteil ist oft der Fall. Die Kopfstütze ist viel zu hoch und der Kopf des Kindes hat gar keinen Halt. Korrekt ist es, wenn sich der untere Teil der Kopfstütze leicht über den Schultern befindet und der obere Teil bündig mit dem Kopf des Kindes ist. Auch hier können sich Eltern jederzeit an den Hersteller oder Fachhandel wenden, um die korrekte Position der Kopfstütze bestätigen zu lassen.

Joie hat zusammen mit dem TCS eine Misuse-Kampagne zum Thema Kindersitze gemacht. Erfahre hier mehr darüber, worauf Eltern bei der Installation von Kindersitzen achten müssen und wie sie Fehler dabei vermeiden können:

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