Hilfe bei Bettnässen

Tipps bei Bettnässen © st-fotograf - fotolia.de

Dass Kinder ins Bett machen, kommt bei 10-20 Prozent der Fünfjährigen, 8-15 Prozent der Sechsjährigen und 5-10 Prozent der Siebenjährigen, sogar bei 1-2 Prozent der Jugendlichen vor. Wenn Kinder nach dem fünften Geburtstag noch ins Bett machen, hat dies meist Ursachen. Wie reagiere ich als Mutter oder Vater, welche Tipps gibt es gegen das Bettnässen?

Die Ursachen des Bettnässens 

Unter Bettnässen - auch Enuresis genannt - versteht man das Einnässen des Kindes im Schlaf nach dem fünften Geburtstag. Es bedeutet oft einen grossen Stress für das Kind und beunruhigt die Eltern.

Die grosse Mehrheit der Kinder, die einnässen, haben keine organischen oder psychischen Probleme. Die Enuresis hat meist einen familiären Charakter: Vermutlich spielt das Umfeld eine ebenso grosse Rolle wie die Gene.

Der genaue Ursprung des Problems bleibt meist unbekannt, Funktion und Kapazität der Blase sind meistens normal. Doch scheint bei manchen Kindern die Urinproduktion während den ersten Stunden des Schlafes besonders ausgiebig zu sein, mit einer Überschreitung der maximalen Kapazität ihrer Blase. Der Grund, warum diese Kinder das Bedürfnis zu urinieren nicht spüren und weiter schlafen, wird oft dem Tiefschlaf zugeschrieben.

Nur selten ist Bettnässen der Ausdruck schwerer psychischer Störungen. Eifersucht gegenüber dem kleinen Geschwisterchen, das gerade geboren wurde, ein ungutes Gefühl vor dem Schuleintritt oder Elternstreitigkeiten können das Bettnässen jedoch begünstigen.


Die Behandlung

Wie unterstützt man das einnässende Kind? Jedes Jahr wird bei 15 Prozent der Kinder eine Heilung beobachtet. Jedoch ist Bettnässen in unserer Gesellschaft leider immer noch ein Tabuthema. Sprich offen mit deinem Kind darüber, es gibt keinen Grund sich zu schämen. Die Enuresis hat eine sehr gute Prognose für eine spontane Heilung. Mit einem Kind, das noch in sein Bett nässt, ist es essenziell, Geduld zu haben. Alles braucht seine Zeit.

Die Unterstützung beginnt mit einem Termin beim Kinderarzt/bei der Kinderärztin. Durch eine gründliche klinische Untersuchung mit einigen einfachen Urin-Analysen lassen sich organische Gründe ausschliessen, die die Ursache der Enuresis sein könnten. Eltern sollten sich fragen, ob das Bettnässen ihrem Kind einen besonderen Vorteil wie den Rest der Nacht im Bett der Eltern zu verbringen mit sich führt. Es ist wichtig, dass du dein Kind ermutigst und beruhigst, d. h. du solltest die nächtlichen „Unfälle” banalisieren können und das Kind loben, wenn am Morgen das Bett trocken ist. 

Das Bett ist nass - wie reagierst du richtig?

  • Bewahre Ruhe.
  • Dein Kind kann nichts dafür - lasse deinen Frust nicht am Kind aus.
  • Die Matraze schützst du am besten mit einer wasserdichten Unterlage und legst ein dickes Badetuch auf das Fixleintuch.
  • Lege bereits am Abend einen sauberen Pyjama ein neues Badetuch sowie eine zusätzliche Bettdecke bereit. So kannst du in der Nacht alles rasch auswechseln.
  • Stelle einen leeren Eimer ins Kinderzimmer, damit die nassen Sachen gleich „entsorgt” werden können
  • Motiviere dein Kind, indem du mit ihm Tagebuch führst - für jede trockene Nacht, kann es einen schönen Sticker (Kleber) ins Tagebuch einkleben.
  • Sorge dafür, dass der Weg zum WC gut beleuchtet bleibt oder dass der Lichtschalter für dein Kind gut erreichbar ist.
  • Sprich offen über das Thema Bettnässen und gib deinem Kind keinen Grund, sich schlecht zu fühlen - im Gegenteil: Stärke das Selbstbewusstsein deines Kindes.
  • Suche einen Kinderarzt auf.

Therapeutische Massnahmen

Wenn das Bettnässen bis nach dem 6.-7. Lebensjahr andauert, muss man eine aktivere Behandlung in Betracht ziehen. Man kann, je nach Situation, eine medikamentöse Therapie nutzen oder auf eine Verhaltenstherapie mit dem Pipi-Stop zurückgreifen.

Die medikamentöse Therapie kann für das Reduzieren der Urinmenge wirksam sein (bei 60-70 Prozent der Kinder). Das Kind erhält beim zu Bett gehen eine Tablette. Leider sind die Rückfälle nach Beendigung der Behandlung häufig und Nebenwirkungen können auch auftreten. So kann das Medikament vor allem nützlich sein, wenn eine schnelle Lösung gewünscht wird: Ferien bei einem Freund, Skilager, Schulreise etc.

Die Verhaltenstherapie mit akustischem Alarm hat das Ziel, einen konditionierten Reflex zu erzeugen, indem das Gefühl einer vollen Blase mit dem Ertönen eines Alarms verbunden wird. Ein Nässefühler ist mit einem alarmierenden Teil kabellos verbunden. Oft nennt man diese Apparate Pipi-Stop.

Unmittelbar nachdem einige Tropfen Urin auf den Nässefühler (im Slip platziert) kommen, wird ein Alarm ausgelöst, der das Kind weckt. Wenn diese Erfahrung eine gewisse Anzahl Nächte wiederholt wird, erwacht das Kind vom Blasendrang, noch bevor der Alarm ausgelöst wird. Nach dieser Behandlung haben die meisten Kinder ein trockenes Bett, ohne aufzustehen. Man kann eine Heilung ab dem zweiten Monat erwarten. Mit einer guten Beratung weist diese Therapie eine Erfolgsquote von ca. 90 Prozent auf. Bei einem Rückfall genügt eine kurze Trainingsphase, um definitiv trocken zu werden.

Der kleine Apparat Pipi-Stop ist in der Handhabung sehr einfach. Das Kind braucht jedoch die Ermutigung der Familie, damit die Heilung des bettnässenden Kindes eintreffen und erhalten werden kann. Eine gute Unterstützung und ein bisschen Geduld wirken Wunder.

Quelle: Prof. Dr. med. Jean-Pierre Guignard, Facharzt für Nierenkrankheiten bei Kindern und Jugendlichen

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