Die 10 häufigsten Fragen rund ums Stillen und Abpumpen von Muttermilch

Häufige Fragen zum Stillen © Alena Ozerova - AdobeStock.com

Stillen schenkt neben der Nahrungsaufnahme viel Körperkontakt und Nähe zwischen Mutter und Baby. Lasse dich nicht entmutigen, wenn es anfangs nicht sofort funktioniert – mit viel Geduld und fachlicher Unterstützung deiner Stillberaterin lassen sich viele Stillprobleme lösen.

Die Hebamme und Stillberaterin IBCLC, Tatjana Dobberstein, beantwortet in unserem Interview die 10 häufigsten Fragen rund ums Stillen und Abpumpen von Muttermilch:

1. Ist die Form oder Grösse meiner Brust entscheidend fürs Stillen?

Entscheidend für die Milchproduktion ist der Anteil des Brustdrüsengewebes und nicht die Gesamtgrösse deiner Brüste. Während kleine Brüste also nicht bedeuten, dass die Milchproduktion gering sein wird, garantieren grosse Brüste ebenso wenig eine Unmenge an Milch.

2. Was muss ich bei einem Milchstau / einer Brustentzündung tun?

Bei einen beginnenden Milchstau solltest du dir viel Ruhe gönnen. Kuschle dich am besten zusammen mit deinem Baby ins Bett und lege deinen Fokus auf das Stillen. Damit die gestaute Milch abfliessen kann, solltest du dein Baby häufig Anlegen. Vor dem Stillen empfiehlt es sich einen warmen Wickel auf die Brust zu legen. Dadurch erweitern sich die Blutgefässe und Milchgänge, wodurch die Milch besser fliessen kann. Zudem kannst du deine Brust mit der verhärteten Stelle vor oder während dem Stillen sanft massieren. Falls du trotzdem das Gefühl hast, deine Brust ist nicht entleert, aber dein Baby bereits satt ist, kannst du die überschüssige Milch durch Ausstreichen oder Abpumpen abfliessen lassen. Kühle deine Brüste im Anschluss mit einem kalten Wickel. Die Kälte sorgt dafür, dass dein Körper nicht sofort wieder neue Muttermilch produziert und kann die Schmerzen und Schwellungen verringern.

Effektive Hausmittel sind dabei Quarkwickel oder Weisskohlblätter aus dem Kühlschrank. Sie passen sich gut an die betroffene Stelle an und haben eine entzündungshemmende Wirkung. Falls keine Besserung eintritt, solltest du dir spätestens nach zwei Tagen fachliche Unterstützung einholen. Der Übergang von einem Milchstau zur Brustentzündung ist oft fliessend und muss allenfalls mit Antibiotika unter ärztlicher Aufsicht behandelt werden.

3. Was kann ich bei schmerzenden / juckenden Brustwarzen tun?

Zum Anfang der Stillzeit ist es normal, dass deine Brustwarzen schmerzempfindlich, oder sogar wund sind. Wichtig ist, dass deine Hebamme oder Stillberaterin kontrolliert, dass dein Baby deine Brustwarze korrekt erfasst. Die Beschwerden verschwinden in der Regel nach ein paar Tagen. Wenn jedoch die Beschwerden bestehen bleiben oder erneut auftreten, kann dies auf eine Infektion hindeuten. Bei einer Infektion der Brustwarze dauern die Schmerzen über die gesamte Stillmahlzeit an und verursachen oftmals einen brennenden, juckenden oder stechenden Schmerz. Dabei kann deine Brustwarze leuchtend Pink aussehen und sich dein Brustwarzenhof zu einer trockenen oder schuppigen Oberfläche verändern.

Bei deinem Baby kannst du allenfalls einen weissen dicken Belag auf der Zunge beobachten (sogenannten Soor). Ein heller rötlicher Ausschlag mit Pickel in seinem Intimbereich, welcher durch entsprechende Wundcremes nicht besser wird, bietet einen weiteren Hinweis. Hole dir medizinischen Rat, um festzustellen, ob und um welche Infektion es sich handelt, um die richtige Behandlung einzuleiten. Es gibt noch weitere Faktoren bei der Mutter, die ähnliche Brustwarzenschmerzen verursachen können, wie zum Beispiel Ekzeme, Schuppenflechte oder einen Vasospasmus (verengte Blutgefässe). Ausserdem könnte auch eine Zungenverwachsung beim Baby oder ein inkorrektes Erfassen der Brustwarze dazu führen, weshalb es sehr wichtig ist, die richtige Diagnose zu erhalten.

4. Mein Baby erfasst die Brustwarze nicht richtig und weint. Was kann ich tun?

Das Erkennen von frühen Hungerzeichen und optimale Positionierung kann massgeblich dazu beitragen, ein effektives Stillen zu optimieren. Viel Haut zu Haut Kontakt und das Anlegen in einer zurückgelehnten Haltung fordert zudem die Intuition des Babys für ein selbstbestimmtes Anlegen. Dies ist besonders in den ersten Tagen nach der Geburt empfehlenswert und unterstützt erwiesenermassen das korrekte Erfassen der Brustwarze. Dabei umschliesst der Säugling den grössten Teil des Brustwarzenhofs mit dem Mund, seine Lippen sind leicht nach aussen gewölbt und Ohr, Schulter und Hüfte des Babys zeigen eine Linie. Deine nachbetreuende Fachperson unterstützt dich gerne dabei.


5. Wie gestalte ich das Stillen nachts möglichst angenehm?

Entwicklungsgeschichtlich sind Stillmahlzeiten in der Nacht ein Weg für Mütter und Babys, um sicherzustellen, dass sie in den Stunden der Dunkelheit sicher und eng verbunden sind. Für ein Baby ist es eine grossartige Möglichkeit, um ungestörte Exklusiv-Zeit mit der Mutter verbringen zu können. Die nächtlichen Mahlzeiten sind zudem ein wichtiger Bestandteil, um den Nährstoffbedarf des Babys decken zu können. Studien zeigen, dass Babys im Alter von ein bis sechs Monaten, normalerweise 20% ihrer gesamten täglichen Milchmenge nachts zu sich nehmen. Ob es sich für dich als angenehm anfühlt nachts liegend zu Stillen oder dich aufzusetzen ist individuell. Liegend anzulegen hat den Vorteil das Mami und Baby nicht aufstehen müssen und beide beim Stillen wieder einschlummern können. Versuche dich auch tagsüber hinzulegen, wenn dein Baby schläft, um den nächtlichen Schlafverlust etwas auszugleichen.

6. Welche Milchpumpe ist für mich geeignet?

Welche Milchpumpe für dich am besten geeignet ist, hängt davon ab, aus welchem Grund du Abpumpen möchtest und wie häufig du voraussichtlich abpumpen wirst. Dabei gibt es drei wesentliche Unterschiede bezüglich der Technologie.

Manuelle oder Elektrische Milchpumpe: Manuelle Milchpumpen sind günstiger als elektrische Modelle, leise und praktisch für gelegentliches Abpumpen. Doch wenn sie häufiger eingesetzt werden, kann ihre Anwendung anstrengend sein, denn du musst mit dem Griff fortwährend pumpen, um das Vakuum zu erzeugen. Elektrische Milchpumpen sind einfacher und bequemer im Gebrauch, da dir der Motor das Pumpen abnimmt.

Einseitige- oder Doppelmilchpumpe: Wenn du eine elektrische Milchpumpe der manuellen bevorzugst, eignet sich die einseitige Milchpumpe zum gelegentlichen Abpumpen. Eine Doppelmilchpumpe (die Milch aus deinen beiden Brüsten gleichzeitig abpumpt) hingegen ist ideal für das häufige Abpumpen. Durch das doppelseitige Abpumpen bist du nicht nur doppelt so schnell fertig, sondern es wird auch mehr Milch (durchschnittlich 18%) als beim einzelnen Abpumpen (jeder Brust nacheinander) abgepumpt. Ausserdem hat die Milch einen höheren Fett- und Kaloriengehalt.

Mietmilchpumpe: Wenn du eine Milchpumpe in den ersten Tagen nach der Geburt benötigst, ist die Spital- und Mietpumpe Symphony ideal. Sie verfügt über einzigartige forschungsbasierte Saugmuster, um deine Milchproduktion speziell anzuregen, aufzubauen und aufrechtzuerhalten.

7. Was muss ich beachten, wenn ich Milch abpumpe?

  • Wasche dir vor dem Abpumpen immer die Hände.
  • Säubere vorgängig alle Pumpenteile, die mit deiner Muttermilch oder dem Mund deines Babys in Kontakt kommen.
  • Versuche zu unterschiedlichen Zeiten abzupumpen, um herauszufinden, welcher Rhythmus am besten zu deinem Alltag passt. Manche Mütter bevorzugen rund eine Stunde nach der letzten Stillmahlzeit abzupumpen. Andere wiederum pumpen lieber direkt nach jeder zweiten Stillmahlzeit ab.

8. Bis wann kann eine Saugverwirrung auftreten, wenn ich zwischen der Brust und der Flasche (abgepumpte Milch) abwechsle?

In den ersten vier Wochen arbeiten du und dein Baby gemeinsam daran, deine Milchproduktion anzuregen und aufzubauen. Wenn dein Baby gesund ist und das Stillen gut funktioniert, brauchst du in den ersten paar Wochen also keine Milchpumpe oder Flasche. Manchmal machen sich Mütter Sorgen, dass sich ihr Baby, falls sie die Flasche zu früh einführen, an den künstlichen Sauger gewöhnt und das Stillen dann verweigert. Andere Mütter wiederum befürchten, dass ihr Baby die Flasche später nicht annimmt, wenn es nicht frühzeitig daran gewöhnt wird.

Beide Situationen werden allgemein als „Saugverwirrung“ bezeichnet. Experten sind sich uneinig darüber, ob eine Saugverwirrung wirklich existiert. Das Saugen an einem konventionellen Flaschensauger, der kein Vakuumaufbau erfordert, bedeutet weniger Anstrengung für ein Baby, als das Saugen an der Brust. Viele Babys können problemlos zwischen beidem wechseln. Manche Babys haben scheinbar eine Vorliebe und nehmen nur eines von beiden. Falls du Probleme hast, dein Baby mit abgepumpter Muttermilch zu füttern, wende dich an eine Stillberaterin oder Hebamme/Pflegefachperson.

9. Ich pumpe meine Milch am Arbeitsplatz ab, doch bekomme fast keine Milch. Welche Tricks können helfen, den Milchspendereflex beim Abpumpen auszulösen, damit die Milch besser fliesst?

Mach es dir bequem und entspanne dich. Wenn dein Baby nicht bei dir ist, versuche während des Abpumpens, ein Foto oder ein Video von ihm anzuschauen oder an einem seiner Kleidungsstücke zu riechen. Das Gefühl der Verbundenheit mit deinem Baby hilft dir, den Milchfluss in Gang zu bringen.

10. Wie muss ich die abgepumpte Muttermilch aufbewahren / verabreichen?

Aufbewahrung:
Je nachdem, wie zeitnah du deine Muttermilch füttern möchtest, kannst du sie bei Raumtemperatur (16-25 °C), im Kühlschrank (4°C oder kälter) oder im Gefrierschrank (-18°C oder kälter) aufbewahren.

Bei Raumtemperatur ist deine Muttermilch max. vier Stunden bis zu sechs Stunden (wenn unter sehr hygienischen Bedingungen abgepumpt) haltbar.

Im Kühlschrank lässt sich die Muttermilch problemlos 3 bis max. 5 Tage (wenn unter sehr hygienischen Bedingungen abgepumpt) lagern. Bewahre dabei die Muttermilch im kältesten Teil des Kühlschranks auf und nicht in der Kühlschranktür, wo die Temperatur schwanken kann. Füge keine frisch abgepumpte Milch, die noch Körpertemperatur hat, zu bereits gekühlter Milch hinzu. Verschiedene Portionen von bereits abgekühlter Muttermilch kannst du gerne zusammenfügen.

Im Gefrierschrank ist deine Muttermilch 6 bis max. 9 Monate (wenn unter sehr hygienischen Bedingungen abgepumpt) haltbar. Für einfacheres Auftauen und minimalen Verlust lohnt es sich, kleine Portionen einzufrieren (weniger als 60 ml). Die Portionen können nach dem Auftauen gemischt werden.

Auftauen und verabreichen von Muttermilch
Muttermilch kann innert ca. 12 Stunden im Kühlschrank aufgetaut werden oder in einem warmen Wasserbad (max. 37 °C). Lass gefrorene Milch nicht bei Raumtemperatur auftauen und erhitze niemals die Milch in der Mikrowelle oder im kochenden Wasser. Dadurch können die nährenden und schützenden Eigenschaften beschädigt werden.

Gesunde termingeborene Babys können raumtemperierte oder auf Körpertemperatur angewärmte Muttermilch trinken. Um deine Milch aufzuwärmen, stelle die Flasche oder den Muttermilchbeutel ein paar Minuten lang in einen Behälter mit lauwarmem Wasser, um sie auf Körpertemperatur zu erwärmen (37 °C).

Medela für Mütter und Babys:

Entdecke, was Muttermilch so einzigartig macht. Medela hat die Antworten auf all deine Fragen und faszinierende Fakten zu den wichtigsten Phasen deiner Stillzeit.

Let’s get social und folge Medela auf Instagram @medela_ch & Facebook @medela.ch

Hier mehr erfahren

Bewertung

Das könnte dich auch interessieren...

Keine Artikel vorhanden