Im Zuge des Feminismus geraten laut neueren Studien besonders Jungen ins Hintertreffen. Niemand stört sich mehr an knabenhaften Mädchen, die Hosen tragen und Fussball spielen. Greift ein Junge aber zum Puppengeschirr oder schlüpft in Mamas Stiefelletten, reagieren viele Erwachsene unbewusst mit Ablehnung. Wie du dein Kind genderkompetent erziehen kannst und warum der feine Unterschied trotz angewandter Genderpädagogik in die Erziehung einfliessen sollte, erfährst du in diesem Artikel.
Mädchen oder Junge – was das Geschlecht mit den Anlagen macht
Die Wissenschaft beschäftigt sich schon lange mit den geschlechterspezifischen Persönlichkeitsmerkmalen. Sind sie genetisch veranlagt oder anerzogen? Warum sind Mädchen eher sprachbegabt und Jungen glänzen tendenziell öfter mit räumlichem Vorstellungsvermögen? Sind tatsächlich Hormone und Chromosomen dafür verantwortlich?
In der Genderpädagogik geht man davon aus, dass Fähigkeiten wie das räumliche Denken in der frühen Kindheit und über die Möglichkeiten zur freien Entfaltung erworben werden. Jungen, die viel mit Bauklötzen hantieren, haben eben ein besseres Gefühl für Flächen und Formen. Mädchen versorgen und betreuen ihre Puppen und erwerben damit besonders kognitive Fähigkeiten. Zunächst sind diese Annahmen nur Vermutungen. Es gibt kaum empirische Studien, die solche These untermauern. Ein Blick auf andere Kulturen und die geschichtliche Entwicklung der Menschheit gibt aber Anlass dazu, mehr als nur ein Körnchen Wahrheit in der Auffassung zu sehen.
Falsch machen können Eltern jedenfalls kaum etwas, wenn sie ihren Kindern den grösstmöglichen Raum zur Identitätsfindung geben. Und der genderpädagogische Ansatz meint auch nicht, Jungen und Mädchen einfach gleichzusetzen. Im Gegenteil, die biologischen Unterschiede sollten vielmehr grössere Beachtung finden. So zum Beispiel die Tatsache, dass Jungen einer späteren Reifung und weniger ausgeprägten Impulskontrolle unterliegen. Statt den Halbwüchsigen in diesen «Defiziten» zu bestärken und zum richtigen Mann zu erziehen, will die Genderpädagogik Kinder aus vorgestanzten Rollen holen und ihnen damit mehr Freiraum für die Ausprägung bestimmter und bisher geschlechtsspezifischer Fertigkeiten und Talente bieten.