Erziehung: Wege aus der Brüllfalle

Wenn Eltern laut werden © Konstantin Yuganov - AdobeStock.com

Ist es dir auch schon so ergangen, dass du in stressigen Alltagssituationen als Mutter oder Vater die Geduld verloren hast und dein Kind angeschrien hast, obwohl du dir vorgenommen hast, ruhig und gelassen zu reagieren? Wie kann es Eltern gelingen, sich ohne Brüllen und Gewaltandrohungen durchzusetzen? Wie kann man dem Kind in der Erziehung respektvoll begegnen - auch bei Konflikten? Wie kann die Erziehungskompetenz der Eltern gestärkt werden?

Weniger schreien: Erziehung, ohne auszurasten

Wahrscheinlich kennst du als Elternteil die Situation nur allzu gut: Du hast zehn mal freundlich und mit Respekt versucht, dein Kind zum Aufräumen des Zimmers zu bewegen, doch leider schaltet dein Kind auf Durchzug und bellt womöglich noch ein harsches "Mach ich doch gleich" hinterher. Langsam wirst du ungeduldig und deine Stimme wird nun deutlich bestimmter. Irgendwann schiebst du noch eine kleine Drohung hinterher: "Sonst gibt es heute kein Fernsehen". Dein Kind: Null Reaktion! Und plötzlich spürst du die Wut in dir aufsteigen, fängst an zu schimpfen und wirst laut, obwohl du dir vorgenommen hattest, niemals dein Kind anzuschreien. Du bist enttäuscht von deiner eigenen Reaktion und fragst dich, ob es nicht auch einen anderen Weg hätte geben müssen.


Wie setze ich mich gegenüber meinen Kindern erfolgreich durch?

Damit du deine Energie im Erziehungsalltag nutzen und deine Nerven schonen kannst, ist es wichtig, "richtig" mit deinem Kind zu reden, um gar nicht in die Brüllfalle zu tappen.

Persönliches Verhalten / Augenkontakt
Unsere Körpersprache ist oft viel deutlicher als die Sprache der Worte. Wenn du deinem Kind etwas mitteilen möchtest, müssen neben den Worten auch deine Augen und dein Körper sprechen. Dein Kind muss spüren, dass du es ernst meinst. Durch den Augenkontakt kann dein Kind erkennen, was du empfindest und was dir wichtig ist.

Einfache, kurze Sätze verwenden
Teile deinem Kind in einfachen, kurzen Sätzen ruhig und sachlich mit, was du möchtest. Vermeide lange Parolen sowie Hektik und schweige nach deiner Aufforderung. Dies gibt deinem Kind Zeit, sich zu entscheiden.

Unklare Formulierungen meiden und keine leeren Drohungen aussprechen
Achte darauf, dass du dich klar und entschlossen ausdrückst. Bei einer Wunschformulierung können unsere Kinder auch „Nein“ sagen.

Vermeide falsche oder nicht ernst gemeinte Drohungen. Angekündigte Konsequenzen, die nicht durchgezogen werden können, machen unglaubwürdig und verunsichern Kinder. Es weiss so nicht, wann du es ernst meinst und wann nicht.

Dies gilt auch bei einem «nein». Verwende es nur, wenn du es wirklich ernst meinst und bleibe dabei.

5 Tipps, was du tun kannst, anstatt zu schreien

Fragen, anstatt brüllen!
Anstatt loszubrüllen, solltest du deinem Kind Fragen stellen: "Was ist los mit dir?", "Hast du dir weh getan?", "Ist dir Langweilig?". Schau besser hinter das Verhalten deines Kindes und kümmere dich dann direkt um die Ursache des
Problems. Das ist nicht nur wesentlich effektiver, sondern darüber hinaus für dich auch wesentlich stressfreier.

Den Frust heraussingen
Singe die negativen Einflüsse einfach weg. Lass deine Gefühle in einem Lied heraus. Ein kleines Liedchen wird dir ausserdem den Überraschungseffekt bieten, dass dein Kind dir plötzlich zuhört und dich selbst bringt es wieder runter.

Tief durchatmen
Atme etwa fünfmal tief durch. Konzentriere dich dabei auf die Luft, die in deine Lungen strömt und anschliessend den Körper wieder verlässt. Spiele dabei ggf. in Gedanken die Szene durch, wie du dein Kind anschreist. Schau in das Gesicht deiner Kinder und versuche, dich in sie einzufühlen. Wie würdest du fühlen, wenn du angeschrien werden würdest?

Verschwinde mal kurz
Lass nach Möglichkeit alles so, wie es gerade ist und verschwinde einen kurzen Moment. Stell dir eine Uhr und erkläre die nächsten 5 Minuten zur "Extra-Zeit für mich".

Der Schrei in die Kloschüssel
Wenn dich die Wut so stark überkommt, dass alle anderen Tipps wertlos werden, lass die Kloschüssel oder den Kleiderschrank zu deinem Prellball werden. Schrei so laut du kannst und lass deinen ganzen Frust raus, denn Klamotten und Klosteine haben im Gegensatz zu Kindern keine Gefühle.

Das Zimmer ist danach wohl immer noch nicht aufgeräumt. Aber wenn du es schaffst, dich zu beruhigen, kannst du wieder klarer denken. So ist es für dich und dein Kind einfacher, gemeinsam eine Lösung zu finden, die für beide vertretbar ist. So stärkst du die Bindung zwischen dir und deinen Kindern. Vielleicht lässt sich auch die ein oder andere Meckerei nicht vollkommen vermeiden - aber trotzdem tretet ihr euch in der Familie so respektvoll entgegen.

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