Tipps fürs Vorlesen

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Regelmässiges Vorlesen schafft nicht nur Nähe, sondern unterstützt Kinder auch in ihrer Entwicklung. Kinder, denen täglich vorgelesen wird, haben einen grösseren Wortschatz und sie lernen leichter lesen und schreiben.

Warum Vorlesen?

Vorlesen ist ein wunderbares, gemeinschaftliches Erlebnis. Regelmässiges Vorlesen unterstützt Kinder aber auch in ihrer Entwicklung. Denn Kinder, denen regelmässig vorgelesen wird, verfügen über einen grösseren Wortschatz als ihre gleichaltrigen Kolleginnen und Kollegen ohne Vorleseerfahrung. Sie lernen leichter lesen und schreiben, bringen im Durchschnitt bessere Noten nach Hause und haben grössere Bildungschancen.

Kleine Kinder begegnen übers Vorlesen erstmals Literatur. Sie hören, wie literarische Sprache klingt und nehmen unbewusst ihre Erzähl- und Sprachmuster auf. Diese helfen ihnen später, Texte leichter zu verstehen und zu interpretieren.

Geschichten regen die Fantasie von Kindern an und befördern ihre Kreativität und Ausdrucksfähigkeit. Sie bieten Gesprächsanlässe für alltägliche und grundlegende Themen. Sie ermöglichen, gerade im vertrauten Rahmen, die Verarbeitung von Sorgen und Konflikten und das Erleben von ganz neuen Welten.

Vorlesen heisst Beisammensein und gemeinsam Geschichten erleben, es bietet Kindern Nähe und Aufmerksamkeit. Dass Mama, Papa, Grossmutter, Grossvater oder eine andere Person sich Zeit zum Vorlesen nimmt, ist ebenso wichtig wie die Märchenprinzessinnen, Superhelden und mutigen Mädchen in den vorgelesenen Geschichten.

Vorlesetipps

1. Nimm dir Zeit und Ruhe.
Vorlesen bedeutet, gemeinsam Zeit verbringen und füreinander da sein. Achte deshalb auf eine entspannte Vorlese-Atmosphäre. Wähle einen günstigen Moment im Tagesablauf aus. Das kann vor dem Schlafengehen sein, nach dem Mittagessen oder vor dem Hausaufgaben machen. Auch ein gemütlicher Platz ist beim Vorlesen viel wert. Und wenn du nicht gerade ein digitales Buch vorliest oder eine Bilderbuch-App gemeinsam anschaust, schalte während der Vorlesezeit dein Handy und den Fernseher aus.

2. Wählen Bücher zusammen mit deinem Kind aus.
Lies vor, was deinem Kind und dir Spass macht. Kinder haben unterschiedliche Interessen. Lasse deshalb dein Kind das Vorlesebuch selbst auswählen ­- zu Hause, in der Buchhandlung oder der Bibliothek. Und habe Geduld, wenn dein Kind schon wieder dieselbe Geschichte hören möchte. «Noch einmal!» - das ist ein gutes Zeichen dafür, dass du alles richtigmachst. Wenn du mehrere Kinder hast, lasse diese ihre Vorlesebücher abwechselnd auswählen.

3. Lese lebendig vor.
Du musst kein Vorleseprofi sein, um ein Buch vorzulesen oder zu erzählen. Ein paar kleine Tricks können dir aber helfen, Geschichten zu einem lebendigen Erlebnis zu machen: Sprich genügend laut und deutlich. Variiere deine Stimme und nutze Mimik und Gestik so, wie es dir damit wohl ist. Nimm während dem Vorlesen immer wieder Blickkontakt zu deinem Kind auf und mache während dem Vorlesen kleine Pausen, das erzeugt Spannung.

4. Beziehe dein Kind ins Vorlesen ein.
Vorlesen ist keine Einbahnstrasse: Du und dein Kind erleben gemeinsam eine Geschichte. Lass deshalb deinem Kind Zeit, eigene Gedanken zu entwickeln und während dem Vorlesen Fragen zu stellen. Stelle auch selbst Fragen und rege dein Kind an, kreativ zu sein: Wie könnte zum Beispiel die Geschichte anders enden? Gehe gemeinsam den Fragen nach und lasse Gespräche entstehen. Vorlesen ist eine Chance, mit dem Kind über alles zu sprechen, was es beschäftigt.

5. Lese in deiner eigenen Sprache vor.
Lese deinem Kind in der Sprache vor, die du am besten sprichst. Das kann Hochdeutsch, Schweizerdeutsch oder eine andere Sprache sein. Du kannst Bücher und Geschichten auch erzählen. Ob duz um Beispiel ein Bilderbuch Hochdeutsch vorliest oder Schweizerdeutsch erzählst, bestimmst du und dein Kind. Es muss auch nicht immer ein Buch sein: auch erfundene Geschichten machen Spass und fördern die Fantasie, die Ausdrucksfähigkeit und die Kreativität von Kindern.

6. Lese regelmässig vor.
Kinder mögen Rituale, denn sie geben ihnen Sicherheit und ermöglichen Vorfreude. Lies deshalb regelmässig vor: am besten jeden Tag. Wie lange diese Vorleserituale dauern, findest du am besten gemeinsam mit deinem Kind heraus. Wichtig ist die Regelmässigkeit, denn bereits fünf Minuten Vorlesen pro Tag wirken positiv auf die Entwicklung des Kindes. Zudem unterstützt das Vorlesen auch die Beziehung zum Kind, indem du ihm beim Vorlesen Zeit, Nähe und Aufmerksamkeit schenkst.

7. Höre nicht mit Vorlesen auf.
Vorlesen kennt keine Altersbeschränkung. Auch Kinder, die schon lesen können, dürfen Vorleserituale geniessen. Lies deinem Kind deshalb auch dann noch vor, wenn es bereits selber lesen kann. Gemeinsame Geschichten-Erlebnisse kennen keine Altersgrenze. Selbst Jugendliche und Erwachsene hören gerne zu – vielleicht auch dein Partner, deine Mutter oder ein Freund.


Vorleseempfehlungen

Wir haben hier für dich eine kleine Auswahl von Büchern zusammengestellt, die sich besonders gut zum Vorlesen eignen. Die Altersangaben sind dabei nur eine Orientierungshilfe. Ein Bilderbuch ab vier Jahren kann auch für ein zweijähriges Kind spannend sein, selbst wenn es die Geschichte noch nicht ganz versteht. Und auch Schulkinder lassen sich noch von Bilderbüchern verführen. Lass dich bei der Auswahl der Bücher weniger von Altersangaben leiten als vom Interesse deines Kindes.

Viele dieser Bücher und weitere Vorlesebücher kannst du in der SIKJM Bibliothek ansehen.

Vorleseempfehlungen 2023

Büchertipps vom Schweizer Vorlesetag

Der Schweizer Vorlesetag ist ein jährlich stattfindender, nationaler Aktionstag, der zeigt, wie wichtig und schön Vorlesen ist. Der nächste Vorlesetag findet am 22. Mai 2024 statt.

Lieblingsbuch der LetsFamily-Redaktion:

"Ella und das Huhn" von Bruno Hächler
Ella wünscht sich ein Haustier zum Knuddeln. Einen Hund. Einen Hamster. Am liebsten eine Katze, die sie den ganzen Tag streicheln kann. An ein Huhn hat sie nicht unbedingt gedacht. Aber genau so ein Huhn steht plötzlich vor ihrer Tür. Dieses Huhn ist etwas Besonderes, das merkt Ella gleich. Neugierig folgt es ihr überall hin – nur streicheln lässt es sich nicht. Nach und nach begreift Ella, dass man die Eigenart des Anderen respektieren muss.

ISBN 978-3-03893-030-3

Eine fröhliche, verschmitzte Geschichte über Nähe und Distanz und eine aussergewöhnliche Freundschaft. Mit tollen, pfiffigen Bildern von Katharina Madesta. Natürlich gibt es auch einen Song zum Buch: „Mis Huehn“ ist erschienen auf der CD „De Has und de Hund“.

Ella und das Huhn sind in die Schweizer Buchcharts geflattert – in der zweiten Woche auf Platz 1!

Das Buch ist direkt bei Bruno Hächler oder überall im Handel erhältlich.
Baeschlin Verlag, 2021, ISBN 978-3-03893-030-3

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