Cyber-Mobbing: Tipps für Eltern

Cyber-Mobbing: Tipps für Eltern © TheVisualsYouNeed / AdobeStock.com

Wie können wir unsere Kinder im Netz vor Cyber-Mobbing schützen? Und was, wenn es für Vorsicht zu spät ist? Ein Überblick für Eltern, die ihre Kinder schützen und begleiten wollen.

Was heisst Mobbing im Netz?

Cyber-Mobbing bezeichnet eine Form von Mobbing, die in digitalen Räumen passiert, bzw. dort beginnt. Dies kann über die sozialen Netzwerke wie Facebook, Instagram, Tiktok oder Twitter stattfinden, aber auch im direkten Kontakt: Per Mail, SMS, Whatsapp oder anderen Nachrichtendiensten.

Zwar ist Cyber-Mobbing zunächst ein digitales Phänomen, doch überträgt sich auch oft aufs reale Leben: Kinder bringen es mit in die Schule, Erwachsene an den Arbeitsplatz. Besonders Kinder und Jugendliche sind gefährdet, denn ihnen fehlt oft die Souveränität, das Wissen oder der Mut, sich in Mobbingfällen Hilfe zu holen. Hinzu kommt, dass die Eltern nur wenig Einblick ins Internet ihrer Kinder haben und sich mit den Strukturen dort schlecht auskennen. Oft geschieht das Mobbing durch Gleichaltrige.

Wilder Westen

Das Internet entwickelt sich schneller als die Sicherheit im Internet. Dies führt dazu, dass das Internet in vielen Fällen missbraucht wird. Dies wird zum Problem, wenn es darum geht, unsere Kinder vor Leid zu bewahren. Fast 90% der Schweizer Jugendlichen und Kinder ab 6 Jahren surfen regelmässig im Internet. 40% davon haben im letzten Jahr digitale Gewalt in Form von digitalem Mobbing erlebt. Dies liegt unter anderem daran, dass die Gesetze und Schutzfaktoren des realen Lebens noch nicht im Internet angekommen sind und oft anarchische Regeln wie im wilden Westen herrschen.

Das Mobbing erkennen

Leid durch digitales Mobbing kann sich bei Kindern in verschiedenen Formen äussern. Meist geht es mit einer merkbaren Verschlechterung der Stimmung einher, die besonders im Zusammenhang mit Internetkonsum entsteht. Auch die Freude, zur Schule zu gehen kann verschwinden, denn oft überträgt sich das Cyber-Mobbing auch auf das reale Leben und äussert sich dann durch Konfrontation durch Klassenkameraden in der Schule.

Auch, wenn du das Gefühl hast, dein Kind ziehe sich regelrecht ins Internet zurück, kann das ein starkes Indiz für Cyber-Mobbing sein. Viele junge Menschen, die darunter leiden, haben das Bedürfnis, sich selbst im Internet zu verteidigen und zu rechtfertigen, was eine zunehmende Internetnutzung zur Folge hat.

Wenn du das Gefühl hast, dein Sohn oder deine Tochter verändert sich stark, verliert den Kontakt zur Familie oder hat Ängste vor Gleichaltrigen, kann Cyber-Mobbing zugrunde liegen. Nimm diese Veränderungen unbedingt ernst.


Wie spreche ich darüber?

Kinder offenbaren ungern vor ihren Eltern, was sie im Internet den ganzen Tag tun. Zudem verstehen die Eltern oft nicht, wie die jeweilige Plattform funktioniert und bewegen sich dort wenig souverän. Als erster Schritt kann es also sinnvoll sein, sich generell mit den Plattformen zu beschäftigen, die deine Schützlinge benutzen, um später zu wissen, von was diese sprechen.

Sprich dein Kind behutsam darauf an, ob ihm etwas auf dem Herzen liegt. Versichere deinem Kind, dass es offen sprechen darf und du es nicht verurteilst. Lass dir nach Möglichkeit Nachrichten zeigen und fertige zu aller Vorsicht Screenshots an. Schick dir die Bilder auf dein eigenes Gerät, so dass dein Kind nicht dauerhaft mit den Inhalten konfrontiert sein muss.

Familien, Eltern und Schulen als Ratgeber

Erkundige dich auch gegebenenfalls bei anderen Eltern, den Lehrern oder anderen Beteiligten, ob ihnen etwas aufgefallen ist und suche in Absprache mit deinem Kind den Kontakt zu den Lehrpersonen.

Im Gespräch bleiben

Um Mobbing im Internet langfristig vorzubeugen ist es wichtig, einen offenen Dialog mit dem Betroffenen herzustellen. Frag regelmässig nach positiven und negativen Erlebnissen im Internet, sei neugierig und offen. Versuche, auf dem aktuellen Stand der Technik zu bleiben, um dein Kind weiterhin zu verstehen.

Schwere Fälle

Solltest du einmal mit einer Situation konfrontiert sein, mit der du überfordert bist: Wende dich an entsprechende Stellen (z.B. ProJuventute.ch). Detaillierte Informationen und Tipps rund ums Thema findest du zum Beispiel auf hilfe-bei-mobbing.ch. Verantwortungsvolle Lehrpersonen und Schulen schauen nicht weg, sondern gehen das Problem als Klasse an. Eine vielversprechende Methode, um Mobbing und Cyber-Mobbing zu beenden, ist der sogenannte «No Blame Approach». Hier wird die "No Blame Methode" anschaulich erklärt.

In schlimmen Fällen kann auch die Polizei bei Cyber-Mobbing tätig werden. Sollten unerwünschte Bilder oder starke Grenzüberschreitungen im Netz landen, sind auch die Website-Betreiber verpflichtet, diese zu entfernen und ggf. rechtliche Schritte einzuleiten. Denn Cyber-Mobbing ist falsch und manchmal kriminell. Vermittle deinem Kind, dass es auch im Internet Rechte hat und du dich für diese einsetzen wirst.

Ein guter Draht

Halte also die Augen und Ohren offen. Beobachte alles gut und nimm die Wesensveränderungen des Kindes ernst. Eigne dir in der Familie einen offenen Ton an, in dem du transparent über die Vorteile und Gefahren des Internets aufklärst. Sprich regelmässig mit deinem Kind über das Internet und achte auf Informationen über Konflikte in Schule und Freundeskreis. Lass dir schlimme Nachrichten zeigen und dokumentierte diese unbedingt. Versichere deinem Kind, dass es ein Recht auf eine sichere und friedliche Existenz im Internet hat und bleib auf dem neusten Stand.

Mobbing im Internet lässt sich zwar nicht ganz verhindern, aber du kannst gut vorbereitet sein.

Bewertung

Das könnte dich auch interessieren...

Keine Artikel vorhanden