Familienrat: Lösung besprechen ohne motzen

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Die Hektik zwischen Beruf, Schule, Studium, Haushalt und allem drum herum, machen es oft gar nicht so leicht, echte Qualitätszeit im Familienleben einzubauen. Für einen Austausch innerhalb der Familie hat sich die so genannte Familienkonferenz / der Familienrat etabliert. Darunter versteht sich eine regelmässige Zusammenkunft innerhalb einer Familie, bei der jeder zu Wort kommt, Anliegen äussert und Probleme besprochen werden. Hier erfährst du, wie sich diese Zusammenkunft umsetzen lässt und wer davon profitiert.

Konflikte friedlich lösen

Beim Familienrat soll jedes Familienmitglied sprechen dürfen, ohne unterbrochen zu werden und keine Angst vor irgendwelchen Konsequenzen zu haben. Alter und Stellung spielen keine Rolle, denn jeder Anwesende wird "gleich" angesehen und wertgeschätzt mit seiner freien Meinung, seinem eigenem Kopf und eigenen Ideen. Mit dieser Einstellung lassen sich Konflikte friedlich lösen, denn jeder Einzelne ist aufgefordert, zum Familienwohl beizutragen.

Wie funktioniert der Familienrat?

Das Abendessen könnte natürlich als Austausch genutzt werden, aber meist reden dann eben doch alle durcheinander und so wirklich Gehör verschafft sich ein Kind meist dann doch nicht. Der Familienrat sollte daher bewusst eingeführt werden, beispielsweise als Stuhlkreis, wo alle sich einander gegenüber sitzen. Aber natürlich eignet sich auch der Esstisch dafür. Augenhöhe heisst auch: Augenkontakt. Du solltest allen Familienmitgliedern gegenüber sitzen, sodass Augenkontakt möglich ist. Wer spricht, sollte laut und deutlich sprechen.

Kinder wollen nicht nur gehört, sondern auch ernst genommen werden. Daher ist es wichtig, dass ein Familienmitglied eine Art Protokoll führt. Darüber, was vereinbart wurde oder darüber, was überhaupt besprochen wurde. Auf diese Weise können Ziele und Massnahmen festgehalten werden. Darüber muss nämlich später nicht mehr erneut diskutiert werden. Was festgelegt wurde, wurde festgelegt und gilt dann für alle.

Neben dem Protokollführer ist ein "Leiter" der Sitzung wichtig, der darauf schaut, dass alle besprochenen Regeln beim Familienrat eingehalten werden (z.B. ausreden lassen, wertschätzende Kommunikation, etc.).

Die Regel "ausreden lassen" ist besonders bei jüngeren Kindern zu Beginn etwas schwierig. Hier kann es helfen, z.B. eine Kugel im Kreis rumzugeben und nur wer die Kugel in der Hand hält, darf reden.

Achte darauf, dass die Teilnahme verpflichtend ist und wirklich jedes Kind und beide Eltern teilnehmen. Unregelmässigkeiten oder verschobene, unvollständige Termine zwischen Tür und Angel führen nur zu (weiteren) Konflikten im Alltag.

Störungen sollte bei der Familienkonferenz vermieden werden. Das Radio wird ausgestellt und alle legen ihr Smartphone zur Seite. Niemand isst oder trinkt oder beschäftigt sich währenddessen mit etwas anderem. Nur so stellst du sicher, dass auch jeder gehört wird und niemand untergeht oder unterbrochen wird. Wer spricht, ist dran und darf aussprechen. Das ist vor allem für ein Kind sehr wichtig, das im Alltag nur selten die volle Aufmerksamkeit bekommt. Aber auch ihr Eltern möchtet in Ruhe gehört werden.


Wichtige Regeln für den Familienrat:

  • Jeder ist beim Familienrat gleichwertig. 
  • Alle dürfen ausreden.
  • Gemeinsame Entscheidungsfindung und Mitbestimmung: Im Familienrat sollen Entscheidungen möglichst einstimmig gefällt werden.
  • Freie Themenwahl, jeder darf ansprechen, was ihn belastet und er mit der Familie diskutieren möchte.
  • kein drohen, warnen schimpfen oder befehlen beim Familienrat! Eine wertschätzende Kommunikation ist sehr wichtig.

Ablauf der Familienkonferenz

Ein Familienleben besteht nicht aus überwiegend negativen Vorkommnissen. Achte deshalb darauf, dass auch die Familienkonferenz keinen ausschliesslich negativen Touch bekommt und dort immer nur Sorgen und Diskrepanzen diskutiert werden.

Beginnt die Konferenz deshalb mit einer Lob- und Komplimentsrunde. Erzählt, was die letzte Woche besonders gut gelaufen ist, was gut geklappt hat, welches Erlebnis toll war, etc. 

Die Konferenz kann ganz offen gehalten werden. So könnte eine inhaltliche Vorgabe auch sein: "Was war diese Woche gut? Und was hat dir gar nicht gefallen?" Auf diese Weise werden auch immer wieder positive und schöne Erlebnisse und Gedanken geteilt, die allen gut tun. Ein Kind empfindet die Familienkonferenz automatisch als einen netten Austausch, wenn dort auch Schönes seinen Platz findet.

Besprochen werden kann alles. Wohin soll der nächste Urlaub gehen? Wer ärgert sich gerade und weshalb? Was lief die letzte Woche besonders gut? Worüber freust du dich? Was können wir im Alltag ändern?

Wenn ihr im Alltag etwas ändern möchtet, lohnt es sich, realistische Ziele festzuhalten. Bei der nächsten Konferenz wird dann besprochen, ob das Ziel erreicht wurde oder was es braucht, dass das Gewünschte besser klappt.

Als Abschluss kann eine Familienaktivität folgen, die allen Spass macht. Das kann ein Spiel sein, gemeinsam ein Dessert zu essen oder ein Nacht-Spaziergang. 

Für Eltern ist der Familienrat eine grosse Hilfe

Du wirst bei der regelmässigen Konferenz erfahren, was deine Familie gerade beschäftigt. Wer trägt welche Gedanken mit sich herum und wie kann die Gemeinschaft/Familie integriert werden? Ausserdem wirst du beginnen selbst zu reflektieren und auszusprechen, was es vielleicht Handlungsbedarf gibt. Du kannst aber auch schöne Momente teilen und deine Familie daran teilhaben lassen.

Für Kinder ist eine regelmässige Konferenz, und wenn sie auch nur einmal pro Monat stattfinden kann, eine tolle Sache, die ihnen viel Wertschätzung entgegen bringt. Auf diese Weise können gemeinsame Ziele festgehalten werden und der Umgang miteinander erfährt mehr aktive Beachtung. Das vermeidet Konflikte und schenkt jedem Familienmitglied Aufmerksamkeit.

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