Erfahrungsbericht: Die erste Zeit mit meinen Zwillingen

Erfahrungsbericht: Die erste Zeit mit meinen Zwillingen © Ingo Bartussek / AdobeStock.com

Werdende Mütter von Zwillingen haben noch mehr Fragen und Unsicherheiten als andere Schwangere. Wie verläuft die Geburt? Was erwartet mich und die Zwillinge im Wochenbett? Wie bekomme ich Hilfe? Wir haben mit einer Mutter von Zwillingen über diese Themen gesprochen. Ihre offenen Antworten und Erfahrungen geben einen Einblick, wie sie die Geburt und die erste Zeit mit ihren Zwillingen erlebt hat.

LetsFamily.ch (LF): Wie und wann kündigte sich die Geburt deiner Zwillinge an? 

DH*: Einen Monat vor dem geplanten Kaiserschnitt spürte ich tagsüber erste Wehen. Als die Abstände der Wehen nur noch 5 Minuten betrugen, entschieden wir uns, ins Spital zu fahren. Dort folgten die üblichen Routineuntersuchungen. Danach behielten sie mich im Spital und gaben mir Wehenhemmer, um die Geburt der Zwillinge möglichst noch hinauszuzögern. Nach zwei Tagen hatte ich aber wieder deutliche Wehen, sodass die Ärzte und die Hebamme mit mir entschieden, die Zwillinge auf die Welt zu holen.

LF: Wie verlief die Geburt? Bei Mehrlingen stellt man sich das eher hektisch und mit einem Saal voller Ärzte und Hebammen vor. 

DH*: Zuerst rief ich meinen Mann an, dass es nun losgeht. Der Narkosearzt und der Kinderarzt kamen zur Besprechung und Aufklärung und dann wurde ich körperlich auf den Kaiserschnitt vorbereitet. Ich kannte es ja schon ein bisschen, da meine beiden älteren Kinder auch per Kaiserschnitt auf die Welt gekommen waren. Das half mir, alles entspannter zu erleben.

Ich wurde also in den OP geschoben und sah zwei Hände voll Menschen. Mir wurde die Narkose gemacht und danach durfte auch mein Mann zu mir kommen. Nach einiger Zeit hat das erste Baby das Licht der Welt erblickt und kurz darauf das zweite. Das erste (Mädchen) war 2100g schwer und 41cm lang und das zweite (Junge) war 2440g schwer und 44cm lang. Mein Mann durfte sofort zu ihnen und mir wurden erstmal Fotos von den beiden gezeigt. Wir waren sehr glücklich, dass die Geburt gut verlaufen ist und dass es trotz Verwachsungen keine Komplikationen gab. Während der ganzen Zeit war eine Person bei mir und hat mir alles erklärt und mich unterstützt, das fand ich sehr angenehm. Total dauerte die Operation 1 1/2 Stunden. Nach einer halben Stunde im Aufwachraum  wurde ich dann zu den Zwillingen gebracht und wir durften das erste Mal miteinander kuscheln.

LF: Wie ging es dir und den beiden in den ersten Tagen nach der Geburt?

DH*: Die Zwillinge mussten zu Beginn noch auf der Neonatologie bleiben, sie waren halt noch klein und einen Monat zu früh auf die Welt gekommen. Deshalb bekamen sie die erste Nahrung über eine Sonde. Danach konnte ich schon alles abpumpen und wir durften ihnen das Fläschchen geben. Zum Trinken an der Brust waren sie leider noch zu schwach. Am zweiten Tag hat man den Nahrungsschlauch entfernt und sie wurden in ein anderes Bettchen gelegt. Die beiden brauchten nur noch eine Temperaturüberwachung. Da sie am dritten Tag neben dem Puls auch die Temperatur gehalten haben durften sie dann zu mir ins Zimmer.

Ich habe sie dann den ganzen Tag bei mir gehabt und für die Nacht zu den Schwestern gebracht. Wir haben zwar schon Stillversuche gemacht, es hat aber noch nicht ganz geklappt. Ausserdem musste ich mich noch erholen, damit ich dann zu Hause fit war für alles. Mit dem Abpumpen in der Nacht hatte ich erstmal genug zu tun.

LF: Wann konntet ihr nach Hause gehen?

DH*: Nach 10 Tagen fühlte ich mich sicher und fit genug und wir haben gemeinsam den Heimweg angetreten.

LF: Wie und von wem wurdest du im Wochenbett unterstützt und betreut?

DH*: Die erste Zeit kam die Hebamme alle zwei Tage und dann einmal in der Woche, bis sie dann noch alle zwei Wochen kam. Nach ungefähr zwei Monaten brauchten wir sie nicht mehr. In der ersten Woche zu Hause habe ich noch abgepumpt, ab der zweiten Woche haben sie selbst an der Brust getrunken und genug zugenommen. In der ersten Zeit war meine Hauptbeschäftigung das Stillen, ein wenig Wäsche waschen und ein bisschen aufräumen. Zum Putzen kam eine Spitex bis vier Monate nach der Geburt und gekocht hat meine Schwiegermutter. Ich hatte jede Menge Hilfe und konnte mich sehr gut auf die Kinder konzentrieren, was ich auch sehr geschätzt habe. Nach einem Monat zu Hause habe ich dann wieder begonnen selbst zu Kochen und es war echt eine Herausforderung, aber es ging und ich war richtig stolz darauf. Mit einigen Hilfen und Tricks haben wir jede kleine Schwierigkeit gemeistert. Für die erste Unruhe nach 5 Wochen haben wir eine elektrische Federwippe zur Dondolo Hängematte gekauft.

LF: Du hast noch zwei ältere Kinder. Wie haben sie reagiert und wie hast du das gemeistert?

DH*: Ja ich habe noch einen 12-jährigen und einen 10-jährigen Sohn. Die beiden sind so stolz auf ihre Geschwister und können kaum genug von ihnen bekommen. Bei jeder Gelegenheit haben sie mich unterstützt und so habe ich mir einfach einige Arbeiten aufgehoben für die Zeit, in der sie zu Hause waren. Sie waren also oft nicht eine zusätzliche Belastung, sondern auch eine Unterstützung für die Zwillinge.

LF: Was sind oder waren bis anhin die grössten Herausforderungen in deinem Alltag? 

DH*: Der Zwillingsjunge schrie die ersten 4 1/2 Monate jeden Abend. Wir lernten nach einiger Zeit, ihm einfach zuzuhören und ihn zu trösten. Oft ist er dann zwischen uns an meiner Brust eingeschlafen. Das war eine strenge und intensive Zeit, die viel gefordert hat, auch von uns als Ehepaar, aber wir haben es geschafft und heute schläft er allein in seinem Bettchen ein.

Natürlich ist es auch immer eine Herausforderung, wenn beide gleichzeitig schreien. Mit der Zeit lernt man, wie man darauf eingehen muss.

LF: Wie hast du dich mit oder wegen den Zwillingen verändert?

DH*: Mit Zwillingen wird man auf jeden Fall organisierter, weil es gar nicht anders geht. Ausserdem schätzt man die wenigen ruhigen Minuten viel mehr und man setzt die Prioritäten anders. Alles muss halt doppelt gemacht werden. Aber mehr Aufwand heisst auch mehr Freude an den beiden. Wir haben wahnsinniges Glück, unsere Zwillinge sind sehr zufrieden und ruhig. Wir geniessen jeden Moment.

LF: Welche Tipps gibst du anderen Eltern weiter?

DM*: Auch ein Baby kann anstrengend sein, aber unsere Erfahrung ist: Je lockerer man es angeht, desto einfacher geht es. Versucht, es möglichst entspannt anzugehen und die Erwartungen an euch herunterzuschrauben.

Lies auch den Artikel "Erfahrungen einer Bald-Zwillings-Mama", wo DM* mit uns über ihre Schwangerschaft gesprochen hat.

*Name der Redaktion bekannt.

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