Wenn Eltern ständig am Handy sind...

Wenn Eltern ständig am Handy sind, leidet das Kind © Trendsetter Images / AdobeStock.com

Nach einer Studie sei jedes dritte Kind regelrecht eifersüchtig auf das Smartphone seiner Eltern. Auch kleine Kinder bemerken schon, wie viel Aufmerksamkeit dem handlichen Bildschirm gewidmet wird und fühlen sich nicht selten zurückgesetzt. Dies ist schädlich für die Entwicklung des Kindes und die familiären Bindungen.

Übermässiger Handykonsum schadet dem Kind

Wenn die Eltern während der Betreuung des Babys oft das Handy nutzen, treten bei Kleinkindern vermehrt Fütter- und Einschlafstörungen auf. Im weiteren Verlauf verzögert sich die Sprachentwicklung des Kindes, vermutlich weil die Eltern zu wenig mit ihrem Kind reden. Im Kindesalter lernen Kinder vor allem durch die Nachahmung der Eltern. Bereits in der Grundschule können diese Kinder durch Konzentrationsstörungen, motorische Hyperaktivität, Übergewicht und ungesunde Ernährung auffallen, weil sie ständig mit dem Smartphone zugange sind. Dem übermässigen Handy-Gebrauch wird ebenfalls ein erhöhtes Risiko für Depressionen nachgesagt.

Ausserdem warnen Psychologen, dass die Kleinen, welche von den Eltern nur geringe Aufmerksamkeit erhalten, weil sie sich lieber dem Handy widmen, es später normal finden werden, in bestimmten Situationen unaufmerksam zu sein. Ein Kind bekommt das Gefühl, dass es alleine ist mit seinen Bedürfnissen und dass es sich nicht auf Mami oder Papi verlassen kann.

Gefährlich ist auch, dass Eltern durchschnittlich ein Fünftel der Aufsichtszeit völlig in das kleine Gerät vertieft sind. Gerade auf Spielplätzen und in Schwimmbädern entsteht dadurch eine ernstzunehmende Verletzungsgefahr für das Kind!

Wichtig für Kinder: Augenkontakt und Nähe

Kinder wollen von ihren Eltern gesehen werden, insbesondere dann, wenn sie etwas Neues gelernt haben. Die Erlebnisse des Tages sollen gehört und aufgenommen werden. Für jedes Kind sind Aufmerksamkeit, Anerkennung und Lob wichtig für die Bindung zu den Eltern und die eigene Entwicklung. Wenn die Aufmerksamkeit hauptsächlich dem Handy gilt, zeigen Kinder typisches Verhalten wie Weinen, Schmollen, Ruhelosigkeit sowie verbale und körperliche Wutausbrüche.


Handysucht: Bin ich süchtig?

Eine Diagnose "Handysucht" gibt es (noch) nicht. Tests, die eine solche "Sucht" dennoch aufzudecken meinen, sind häufig nicht auf die Lebenssituation anwendbar. Wer aber unruhig wird, wenn er sein Handy nicht griffbereit hat oder ungehalten, wenn der Handygebrauch unterbunden wird, könnte durchaus ein übermässiger Handy-Nutzer sein. Die meisten unterschätzen die tägliche Zeit, die sie am Smartphone verbringen. Dafür gibt es mittlerweile Apps wie "Menthal", "Checky", "Offtime", "HypnoBeep" oder "QualityTime", die genutzt werden können, um zu sehen, wie viel Zeit für das Handy verloren geht.

Was kann ich tun, wenn mein Partner handysüchtig ist?

Schaffe zunächst eine geeignete Gesprächssituation, wenn ihr beide Zeit und Ruhe habt. Erzähle in der Ich-Form, wie du die Situation erlebst und schildere, welche Probleme du bei dem Handy-Gebrauch des Partners siehst. Versuche, ruhig zu bleiben und keine Vorwürfe zu machen. Jedes Paar muss individuell entscheiden, wie mit der Situation umgegangen werden soll. Eventuell ist es hilfreich, "Offline-Zeiten" festzulegen, die von beiden eingehalten werden müssen. Zum Beispiel könnte ein "Handy-Verbot" während der Mahlzeiten gelten.

Der richtige Umgang mit dem Handy

Mit dem Handy verantwortungsvoll umzugehen, ist gerade für Kinder nicht einfach, wenn die Eltern einen übermässigen Gebrauch vorgelebt haben. Einfache Regelungen wie "kein Handy am Tisch" oder "kein Handy bevor die Hausaufgaben ordentlich gemacht wurden" können Grundsätze sein. Manche "Experten" raten davon ab, Kindern vor dem zwölften Lebensjahr ein Smartphone zu kaufen. Allerdings kann ein Handy durchaus nützlich sein, wenn Kinder mit Bus oder Bahn zur Schule fahren müssen. Die Entscheidung sollte individuell abgewogen werden.

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