Darum sollten sich Kinder langweilen

Langeweile bei Kindern © Aliaksei Lasevich - AdobeStock.com

Wir alle kennen wohl diesen einen Satz aus dem Mund unseres Kindes: "Mir ist ja so langweilig!" Dieses bekannte Raunzen erzeugt nicht selten Stress bei uns Eltern und kann nerven. Wir bemühen uns, unser Kind zu beschäftigen und machen immer wieder Angebote, die aber meistens abgelehnt werden. Aber wie entsteht überhaupt Langeweile und was kann man dagegen tun? Darf ein Kind sich langweilen?

Wie entsteht Langeweile?

Langeweile hat zahlreiche Facetten. Gute Beispiele hierfür sind etwa ein Besuch bei Verwandten oder lange Autofahrten, denn in solchen Situationen entsteht sie besonders schnell. Auch wenn das Kind in seinem Alltag zu vielen Reizen ausgesetzt ist, etwa durch zu häufiges Fernsehen, bleibt nur wenig Spielraum für eigene Ideen, so dass die innere Leere immer grösser wird, wenn das Unterhaltungsprogramm unterbrochen wird. Ist es ein Kind gewöhnt, ständig beschäftigt zu werden, gelingt es ihm meist nicht, sich selbst etwas auszudenken.


Viele Kinder werden überstimuliert

Unsere Kinder werden heute überall beschäftigt: Am Morgen im Kindergarten oder in der Schule und nachmittags besuchen viele verschiedenen Kurse. Eltern kutschieren den Nachwuchs von einem Angebot zum nächsten und kaum sind sie zuhause angekommen, möchten die Kinder weiter beschäftigt werden. Eltern werden dann zu wahren Entertainern und tun alles dafür, dass keine Langeweile aufkommt. Doch diese ständige Stimulation verhindert, dass unsere Kinder einen Zugang zu ihren eigenen Ideen bekommen und ihre eigenen Wünsche kaum noch berücksichtigen. Sie wissen nicht mehr, was sie selbst möchten, finden keinen Kontakt zu ihrem Inneren und ihnen fällt von selbst nicht mehr ein, was ihnen guttun könnte. Kinder werden so automatisch zu einem Konsumenten, der von anderen Personen abhängig ist.

Was tun bei Langeweile?

Es scheint fast so, als dürfte sich ein Kind auf keinen Fall langweilen. Meist sorgen die Eltern bereits im Vorfeld dafür, dass genügend Beschäftigungsangebote vorhanden sind. Sie verplanen den gesamten Tag, so dass leider nur wenig Zeit bleibt, dass sich das Kind selbst entwickeln kann. Kinder brauchen zwischendurch Leerlauf um entspannen zu können und so gehört auch die Langeweile fest in den Alltag eines Kindes.

Wichtig ist: Du als Elternteil bist nicht der Animateur für dein Kind. Es ist nicht deine Aufgabe, die Langeweile deines Kindes zu überwinden. Habe das nächste Mal bloss kein schlechtes Gewissen, wenn sich dein Kind mal wieder langweilt - du musst nicht handeln. Sage deinem Nachwuchs freundlich, dass du es wahrgenommen hast, dass er mit der Langeweile zu kämpfen hat. Mache ihm deutlich, dass du gespannt darauf bist, welche tolle Spielidee er sich in den nächsten 15 Minuten einfallen lässt. Es wird sich eine Idee entwickeln und dein Kind wird einen Wunsch äussern können, womit es sich gerne beschäftigen möchte. Es braucht nur etwas Zeit.

Fazit: Langeweile ist wichtig für die Entwicklung

Ist es deinem Kind langweilig, musst du überhaupt nichts tun, denn es gehört zum Alltag dazu. Dein Nachwuchs muss lernen, diese Situation aushalten zu können. Daher vermeide es, ihm bei jedem kleinsten Anflug von Langeweile ein Beschäftigungsangebot zu machen. Die Langeweile geht vorbei! Was macht ein gelangweiltes Kind meistens? Es hört Musik, starrt in die Luft oder fährt Velo. Es nimmt sich Zeit dafür, sich darüber klar zu werden, was es überhaupt grade möchte. Also: Bitte nicht stören!

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