Bettnässen bei Kindern

Hilfe bei Bettnässen @ Konstantin Yuganov - AdobeStock.com

Nach den Allergien ist Bettnässen (Enuresis nocturna) die häufigste chronische Erkrankung bei Kindern. Rund 80’000 Kinder und Jugendliche haben in der Schweiz regelmässig ein nasses Bett. Trotzdem ist es ein Tabuthema.

Von Bettnässen spricht man, wenn das Bett ab dem fünften Lebensjahr nicht trocken bleibt. Mit sechs Jahren nässen noch ungefähr 10 % der Kinder, mit zehn Jahren noch 6 %. 1 % der Erwachsenen bleiben «Bettnässer».

Ursachen von Bettnässen bei Kindern

Die Ursache des Bettnässens ist eine genetisch bedingte zentrale Reifungs- und Funktionsstörung. Diese Störung äussert sich darin, dass das nächtliche Entleeren der Blase nicht wahrgenommen wird. Auch dass ein Mangel an antidiuretischem Hormon besteht und daher zu grosse Urinmengen produziert werden oder in dem für Bettnässer typischen tiefen Schlaf. Die Vererbung des Bettnässens kann eindrücklich mit folgenden Zahlen dokumentiert werden: Wenn die Eltern dieses Problem selber nicht hatten, dann gibt es bei deren Kindern nur etwa 15 % Bettnässer. Während es bereits 45 % sind, wenn ein Elternteil das Bett nässte und 75 %, wenn es beide Eltern taten. Nur sehr selten sind psychische Probleme des Kindes die Ursache des Bettnässens.


Abklärungen beim Kind

Obwohl die organische Abklärung in der Regel keine krankhaften Befunde ergibt, ist eine Konsultation beim Arzt angezeigt. Dazu kommt, dass es für die Hormonbehandlung ein ärztliches Rezept braucht, und dass die Miete der Weckgeräte auch nur beim Vorliegen eines Rezeptes durch die Krankenkasse bezahlt wird.

Behandlung von Bettnässen

Bettnässen kann und sollte behandelt werden, jedoch nicht vor dem fünften Lebensjahr. Zur Behandlung stehen einfache Motivationssysteme (das Kind führt z. B. ein Tagebuch über trockene und nasse Nächte), Blasentrainings, apparative Weckmethoden sowie medikamentöse Behandlungen mit Hormonen zur Verfügung. Aber auch alternative Therapieformen wie Homöopathie und Akupunktur können helfen. Selten ist auch eine psychotherapeutische Begleitung erforderlich. Wichtig ist das Gespräch mit dem Kind. Bestrafen und Auslachen darf nicht sein!

Es gibt zwei medizinisch anerkannte Methoden. Die medikamentöse Behandlung mit Hormontabletten, welche die Urinproduktion in den Nieren hemmen (der jahrelang benutzte Hormonspray darf für diese Indikation nicht mehr benutzt werden). Sowie die apparative Behandlung mit dem Weckapparat, welcher akustisch oder durch Vibration den Patienten beim Urinabgang weckt. Mit der apparativen Therapie lernt das Kind nach einigen Nächten seine Blase zu spüren, wenn sie sich entleeren will. Die Erfolge sind bei beiden Behandlungen etwa gleich hoch und liegen bei ungefähr 70 %. Beide Therapien können auch kombiniert angewendet werden, wenn die Einzeltherapie erfolglos bleibt. Die Krankenkasse beteiligt sich an den Kosten der Medikamente sowie am Mietpreis des Gerätes.

Weiterführende Informationen zum Thema findest du unter www.bettnaessen.ch und www.kinderkoenig.ch

Autor: Dr. med. Stephan König / Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin FMH / Brig
Überarbeitet von Jonathan König

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