Umgang mit Gefahren lernen

Umgang mit Gefahren lernen - wie Eltern unterstützend begleiten, aber nicht überbehüten © EvgeniiAnd - Adobe Stock.com

Warnungen wie "Pass auf!", "Vorsicht" oder "Achtung!" lassen Kinder ängstlich werden. Sie geben das Gefühl, dass die Eltern ihnen nichts zutrauen. Manchmal lassen sie sich im Familienalltag natürlich nicht vermeiden. Der beste Schutz vor Gefahren sind aber Erklärungen, die dem Kind sagen, worauf es aufpassen soll.

Der richtige Umgang mit Gefahren in der Erziehung

Wenn Kinder die Welt erforschen und im Spiel ihre körperlichen Fähigkeiten erproben, setzen sie sich oft Gefahr aus. Vor allem im Kleinkindalter sind sie noch ungeschickt und kommen zum Beispiel leicht zu Sturz, wenn sie klettern oder laufen. Dennoch versuchen sie es immer wieder und das ist gut so. Nur durch Üben verbessern sie ihre Koordinationsfähigkeit, Balance und Geschicklichkeit. Diese Fähigkeiten helfen ihnen dann, weitere Unfälle zu vermeiden. Zudem erhöht das Erlebnis, es geschafft zu haben, das Selbstbewusstsein und gibt Mut für das spätere Leben. Daher ist es ein wichtiger Teil der Erziehung, Kinder auch Risiken eingehen zu lassen. Gelegenheiten dazu ergeben sich im Familienalltag genug.

Eltern haben aber auch die Pflicht, ihr Kind vor Gefahren zu schützen. Zum Wohl deines Lieblings darfst du ihn also nicht daran hindern Risiken einzugehen. Du musst ihm aber auch die Hilfen und Warnungen mitgeben, die er braucht, um mit ihnen umzugehen. Dazu ist der erschrockene Aufschrei "Pass auf!" oder eine ähnlich unspezifische Warnung aber fast immer ungeeignet. Er macht dem Kind Angst, lenkt es möglicherweise gerade im gefährlichsten Moment ab und sagt ihm dabei nicht, worin die Gefahr besteht, auf die es aufpassen soll. Das Kind lernt, dass seine Eltern ihm nichts zutrauen. Es schliesst daraus, dass es den Gefahren nicht gewachsen ist. Dadurch verliert es an Selbstvertrauen, wird risikoscheu und kann später sogar eine Angststörung entwickeln.


10 hilfreiche Formulierungen für Warnungen im Familienalltag

Eine gute Warnung sagt dem Kind, dass seine Eltern seinen Fähigkeiten vertrauen. Sie macht auf die Gefahr aufmerksam und sagt dem Kind, wie es ihr begegnen soll. Die folgenden zehn Formulierungsvorschläge können dir helfen, die richtigen Worte dafür zu finden. Du kannst sie nutzen, um in eine augenblickliche Gefahrensituation einzugreifen. Noch besser ist aber eine allgemeine Erklärung, die das Kind auch auf zukünftige Situationen vorbereitet.

  1. "Siehst du ..." macht auf eine Gefahrenquelle aufmerksam, die man visuell erkennen kann.
  2. "Spürst du ..." eignet sich besser für unsichtbare Gefahr wie heiße Gegenstände, harten oder rutschigen Untergrund oder auch nasse Stangen an einem Klettergerüst.
  3. "Lass dir Zeit. Es ist kein Wettrennen." hilft, wenn Kinder im Versuch, mit älteren Spielkameraden mitzuhalten, zu hastig werden.
  4. "Denk daran ..." ist eine gute Möglichkeit Grundregeln festzulegen und an sie zu erinnern. Zum Beispiel: "Denk daran nach links und rechts zu schauen, bevor du über eine Strasse gehst."
  5. "Erinnerst du dich, was man macht, wenn ..." ruft dem Kind eine bereits bekannte Regel ins Gedächtnis.
  6. "Was möchtest du tun?" kannst du verwenden, um einzugreifen, wenn dein Kind falsch oder ungeplant handelt.
  7. "Wie wirst du ..." fordert ihn auf, die nächste Handlung zu planen und macht auf mögliche Schwierigkeiten beim Zurückkommen aufmerksam.
  8. Benutze auch ..." erinnert an vorhandene Hilfsmittel oder das Festhalten mit den Händen.
  9. "Bist du ..." zum Beispiel müde oder "Hast du ..." Angst?
  10. "Ich bin hier, wenn du Hilfe brauchst." gibt dem Kind ein Gefühl der Sicherheit und Erlaubnis, um Hilfe zu bitten, ohne dass du sie ihm unerwünscht aufzwingst.

Der Umgang mit dem Scheitern

Wer Risiken eingeht, scheitert auch manchmal. Auch das gehört zum Grosswerden dazu. Eine gute Erziehung geht positiv damit um und sieht es als Lernerfahrung. Tröste dein Kind, verarzte eventuelle Verletzungen und ermutige dein Kind, es noch einmal zu versuchen, wenn er sich erholt hat. Der neue Versuch kann gerne unter Anleitung oder an der Hand der Eltern erfolgen. Er sollte aber, wenn irgend möglich, nicht unterlassen werden. Sonst bleibt die Erfahrung des Versagens und es entstehen Ängste.

Die richtige Erziehung zum Umgang mit Risiken und Gefahren soll Kinder jedoch stark und mutig machen. Wer in der Kindheit gelernt hat, sie einzuschätzen und ihnen angstfrei, aber bewusst zu begegnen, wird auch im Erwachsenenalter verantwortungsvoll und zuversichtlich mit den kleinen und grossen Unsicherheiten des Lebens umgehen können.

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