Inkontinenz nach der Geburt

Inkontinenz nach der Geburt © Brigitte Bonaposta - AdobeStock.com

Der Beckenboden einer Frau hat eine andere Anatomie als der eines Mannes. Die Beckenbodenmuskulatur liegt bei einem Mann ringförmig um den After, bei der Frau umschlingt der Muskel V-förmig After, Scheide und Harnröhre. Schliesslich muss bei einer Geburt das Baby durch den Beckenboden nach aussen treten. Dadurch bedingt ist der weibliche Beckenboden aber auch anfälliger gegenüber Störungen. Inkontinenz ist eine mögliche Folge.

Wie entsteht eine Inkontinenz?

Während der Schwangerschaft lockert sich der Beckenboden durch den Einfluss von Hormonen. Dieser Vorgang ist normal und manchmal spürst du die Veränderungen. Während der Entbindung steigt der Druck im Bauch der Mutter und damit auf deinen Beckenboden, Muskelfasern können reissen. Wenn das Baby die Muskeln zu stark dehnt, schneidet die Hebamme die Muskeln durch, um einen unkontrollierten Dammriss zu vermeiden. Ein sauberer Schnitt kann anschliessend durch den Frauenarzt / die -ärztin leichter vernäht werden als ein Einriss. Durch die mechanische Belastung der Beckenbodens und die Zerstörung von Muskulatur steigt die Gefahr einer Inkontinenz. Inkontinenz ist ein sehr komplexes Symptombild, da beim Wasserlassen und beim Stuhlgang viele Nerven und Muskeln beteiligt sind.


Welche Formen der Inkontinenz gibt es?

Prinzipiell unterscheidet man die häufige Harn- von der selteneren Stuhlinkontinenz. Mit dem Begriff Harninkontinenz bezeichnet man den ungewollten Abgang von Urin zwischen den Toilettengängen. Sie wird nach möglichen Ursachen und nach der verlorenen Urinmenge eingeteilt.

Die Stuhlinkontinenz tritt seltener auf als die Harninkontinenz. Eine Stuhlinkontinenz wird meist nicht durch die Beckenbodenschwäche alleine bedingt. Zusätzlich müssen eine verändere Stuhlkonsistenz, Tumore, lokale Entzündungen und die Einnahme von Medikamenten abgeklärt werden.

Welche Therapien sind möglich?

Der erste Schritt zur Behandlung einer Krankheit ist die richtige Diagnose. Bei geringgradiger Symptomatik nach einer Geburt kann der Gynäkologe gute Tipps zur Stärkung der Beckenmuskulatur geben.

Schon wenige Tage nach der Geburt kann die Mutter durch gezielte Beckenboden-Übungen wieder ein Gefühl für die Beckenbodenmuskulatur bekommen. Mit einem Rückbildungskurs, den die frischgebackene Mutter nach sechs bis acht Wochen beginnen kann, beugt man auch der Inkontinenz im Alter vor. Nach einem Kaiserschnitt solltest du erst dann mit einem Training beginnen, wenn dein Arzt zustimmt.

Wenn die Inkontinenz länger anhält oder stärker ausgeprägt ist, kann dein Gynäkologe dich zu einem Beckenbodenspezialisten überweisen. Hier wird die Kraft des Beckenbodens gemessen. Mittels rektalem Ultraschall und Kernspintomografie kann der Arzt das Ausmass eines Muskelschadens feststellen. Der Beckenbodenspezialist hat vielfältige Möglichkeiten mit und ohne Operation zur Verbesserung der Symptome.

Inkontinenz muss kein Tabuthema bleiben. Wenn du selber Gesprächsbedarf hast, teile deine Gedanken mit deiner Hebamme und deinem Gynäkologen mit. Oft ist das Problem durch Training und ohne Operation lösbar.

Bewertung

Das könnte dich auch interessieren...

Keine Artikel vorhanden