Wenn der Sex zum Stress wird

Kinderwunsch: Wenn der Sex zum Stress wird © detailblick-foto - AdobeStock.com

Paare mit Kinderwunsch verbeissen sich mitunter in die Idee, jeden Zyklus als Chance für eine Schwangerschaft zu begreifen und betreiben den Beischlaf nach Terminplaner. Dabei kann das gemeinsame Liebesspiel leicht zum Mittel zum Zweck werden und jegliche Form der Leidenschaft abtöten. Um die Freude am Beischlaf und die Lust zu erhalten, sollte der "Pflicht-Sex" vom "Spass-Sex" getrennt werden.

Warum tötet Pflicht-Sex die Lust?

Bei Pflicht-Sex steht von vornherein fest: Die Frau hat einen fruchtbaren Tag, also wird miteinander geschlafen! Dabei geht die Bedeutung von Gefühlen, die für den leidenschaftlichen Geschlechtsverkehr aus dem Moment heraus so entscheidend sind, verloren. Von dem Liebesspiel bleibt zuweilen nur der mechanische Akt übrig. Zärtlichkeit, die Bekundung von Zuneigung und Kuscheln kommen viel zu kurz. So kann Sex zu Stress entarten. Schliesslich, so denken manche, sei der gesamte Zyklus vertan, wenn nicht jetzt miteinander geschlafen wird. Ist der Beischlaf erstmal fest verbunden mit Druckgefühlen und Stress, kann es schwierig sein, noch sexuelle Lust zu empfinden.


Wie kann mit dem Druck umgegangen werden?

Insbesondere die Frau steht unter Druck, denn schliesslich dauert es einen ganzen Monat, bis sich wieder die Chance auf eine Schwangerschaft ergibt. Keinesfalls sollte die Frau verschweigen, was in ihr vorgeht. Stattdessen ist es ratsam, das Gespräch zu suchen, um Gefühle, Ängste und Sorgen anzusprechen. Bei zu grossem Druck sollte besser ein Pausenzyklus eingelegt werden, um den Stresspegel zu reduzieren.

Auch wenn es schwierig ist: Der Pflicht-Sex sollte am besten vom Spass-Sex getrennt werden! Drossle ausserdem deine Erwartungen, was den Pflicht-Sex betrifft. Akzeptiere, dass Romantik bei diesem nur eine untergeordnete Rolle spielt. Vielleicht hilft es dir, mit Humor daran zu gehen, deinem Partner ehrlich einzugestehen, dass du eigentlich gar keine Lust hast - und im besten Fall gemeinsam über diese Situation zu lachen.

Eventuell kann es hilfreich sein, für den Pflicht-Sex andere Stellungen zu nutzen als für den Spass-Sex. Für eine Befruchtung ist es besser, wenn der Mann tief eindringen kann und die Spermien der Schwerkraft folgend zur Eizelle gelangen können. Gute Positionen für den Pflicht-Sex sind darum die Missionarsstellung, die Hündchen-Stellung und Sex von der Seite. Sex im Sitzen oder im Stehen ist für die Befruchtung ungünstiger.

Warum sollte die Frau auch beim Pflicht-Sex zum Orgasmus kommen?

Der Gynäkologe und Reproduktionsmediziner Johannes Huber aus Wien hat festgestellt, dass die Befruchtung wahrscheinlicher wird, wenn die Frau zum Orgasmus kommt. Das sei so zu begründen, dass sich die Gebärmuttermuskulatur zusammenziehe, wodurch sich der Weg verkürze, den die Spermien zur Eizelle zurückzulegen haben. Bei einem gleichzeitigen Orgasmus beider Partner ist der Weg zur Eizelle am kürzesten. Ausserdem kann der weibliche Orgasmus spontan den Eisprung auslösen. Darum sei es bei Kinderwunsch viel wichtiger, sich von wissenschaftlichen Ratschlägen zu trennen, um die Leidenschaft aufrechtzuerhalten. Die Intensität des Beischlafs sei wesentlich entscheidender als dessen Häufigkeit.

Mit Leidenschaft zum Wunschkind

Welche Methode für dich und deinen Partner die optimalste ist, um Pflicht-Sex und Spass-Sex zu trennen, findet ihr am besten selbst heraus. Redet offen miteinander und schafft euch Zeit für Zärtlichkeit. Die Kindszeugung ist bei all ihren Schwierigkeiten etwas Schönes, das nicht von Stress und Zwang zerstört werden sollte. Zieht gegebenenfalls die Notbremse: Legt besser eine Pause ein, anstatt die Lust zu töten!

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