Führt Stress zu Unfruchtbarkeit?

Stress bei Kinderwunsch © Wordley Calvo Stock - AdobeStock.com

Frauen mit Kinderwunsch und ihre Partner setzen sich häufig unnötig unter Stress. Wie ihr aus dem Teufelskreis aussteigt, liest du in diesem Ratgeber.

Welche Rolle Stress in der Kinderwunschzeit spielen kann

Oft ist es schwierig festzustellen, ob der Stress zuerst da war oder der zu langsam erfüllte Kinderwunsch, der wiederum Stress bei den Beteiligten auslöst. Vielleicht hast du schon gehört, dass Stress Probleme bei der Empfängnis verursachen kann. Ist das aber so auch korrekt? Haben Wissenschaftler Beweise für diesen Mythos gefunden? Generell ist es völlig normal, wenn es bis zu 12 Monate lang dauert, bis ein gesundes Paar im gebärfähigen Alter schwanger wird. Viele Frauen sind da etwas ungeduldiger und suchen nach plausiblen Gründen, wenn es wieder nicht geklappt hat. Mediziner geben dem typischen Alltagsstress oder dem starken Kinderwunsch, der Stress auslösen kann, nicht viel Bedeutung als Ursache der Unfruchtbarkeit. Studien (siehe Quellen 1,2) haben gezeigt, dass Reproduktionsmediziner bei bis zu 80 Prozent der Paare mit Kinderwunsch sowohl bei den Frauen als auch den Männern körperliche Faktoren finden, die die Fruchtbarkeit einschränken können. Krankhafter Stress auf den Körper durch anstrengende Schichtarbeit oder Leistungssport ist hier eingeschlossen. Er kann sich negativ auf den Hormonhaushalt des Gehirns auswirken und so zu Empfängnisproblemen führen.


Sind wir nicht alle gestresst?

Zurück zum Alltag, der dir manchmal über den Kopf wachsen kann. Gerade wenn du dir etwas so wichtiges und lebensveränderndes wie ein eigenes Kind wünschst, kann es schwierig sein, Geduld zu haben. Ein Zyklus erscheint unendlich lang, vielleicht hattet ihr nicht an den optimalen Tagen Sex und auf der Arbeit ist auch immer was los. Du misst vielleicht schon deine Temperatur oder hast dir Ovulationstests gekauft. Atme einmal tief durch und beantworte dir selber eine wichtige Frage: Wie alt bist du und wie alt ist dein Partner? Um das 25. Lebensjahr ist bereits der Höhepunkt der Fruchtbarkeit vieler Frauen erreicht. Bei Männern kann es ab 40 deutlich länger dauern, bis sie ein Baby gezeugt haben. Das negative Kopfkino ist in den allermeisten Fällen also nicht der Grund für das Ausbleiben einer Schwangerschaft. Es quält dich und deinen Partner nur in einer Zeit, die eigentlich sehr schön sein kann, wenn man sie entspannt geniesst.

Wie du den unnötigen Stress wieder loswirst

Hast du dir und deinem Partner klargemacht, dass es wahrscheinlich nur eine Frage der Zeit und Geduld ist, bis ihr euer Wunschbaby im Arm haltet? Stress hat viel mit Widerstand und Anspannung zu tun. Probiert gemeinsam, negative Einflüsse von aussen abzublocken. Was in eurem Inneren vorgeht, müsst ihr jeder selbst herausfinden. Seid offen für eine Veränderung weg von Stress und Leistungsdruck. Es kann hilfreich sein, stressbewältigende Strategien auf allen Ebenen einzusetzen.

  • Die körperliche Ebene spricht gut auf leichtes Ausdauertraining an. Der Abbau von Adrenalin wird so gefördert. Probiere es zum Beispiel mit Schwimmen, Walken, Yoga, Pilates oder Tai-Chi. Leistungssport ist kontraproduktiv. Eine passive Entspannung des Körpers kann eine Massage bringen. Ernähre dich frisch und gesund und tu deinem Körper auf diese Weise etwas Gutes.

  • Die geistige Ebene profitiert von autogenem Training, progressiver Muskelentspannung nach Jacobson, Fantasiereisen und Yoga. Probier aus, welche Methode dich am besten entspannt.

  • Die seelische Ebene spricht auf Meditation an. Viele Frauen haben eine ungefähre Vorstellung von dieser Methode, kennen sich aber nicht wirklich aus. Beschäftige dich mit verschiedenen Meditationstechniken und beziehe auch deinen Partner ein.

Bye bye Stress, hallo Baby!

Lernt eure Körper und eure Seelen kennen. Nur wer sich selbst sieht und sich mit seinen persönlichen Stressfaktoren auseinandersetzt wird den Stress auch bewältigen und die Zeit mit Kinderwunsch um so mehr geniessen.

Quellenangaben:
- Peter Kemeter, Frank Lehmann, Psychosomatik der Infertilität, Springer-Verlag, Heidelberg 2013
- Apfel, R. J. and Keylor, R. G. (2002), PSYCHOANALYSIS AND INFERTILITY MYTHS AND REALITIES. The International Journal of Psychoanalysis, 83: 85-104. doi:10.1516/4089-JBCW-YNT8-QTCM (1)
- Wischmann, T. Gynäkologische Endokrinologie (2010) 8: 124. doi:10.1007/s10304-009-0345-2 (2)

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