Wie viel Höflichkeit muss sein?

Kindererziehung: Höflichkeit lernen © tournee - AdobeStock.com

Ein gutes Benehmen und ein gesundes Mass an Höflichkeit sind für uns Menschen wichtig, um in der Gesellschaft angemessen agieren zu können. Natürlich gehört es auch für unsere Kinder dazu, ihrem Gegenüber höflich entgegenzutreten. Doch was genau bedeutet Höflichkeit? Wie kann ein Kind lernen, höflich zu sein und wie drückt sie sich überhaupt aus?

Was bedeutet Höflichkeit?

Höfliche Umgangsformen und gute Manieren sind den meisten Eltern wichtig. Die Kinder sollen nett grüssen, sich entschuldigen oder sich bedanken. Doch viele Mütter und Väter mit kleinen Kindern sind sich unsicher, wie viel Höflichkeit sie dem Nachwuchs in welchem Alter abverlangen können.

Klar ist: Schon im Kindergartenalter müssen die Kleinen auf einen höflichen Umgang achten und auch gewisse Grundregeln lernen. Dazu gehört es beispielsweise, sich zu entschuldigen, sich zu bedanken oder einem anderen Kind nicht einfach die Puppe wegzunehmen. Die Kinder müssen lernen, dass sie auch andere Menschen anerkennen müssen und nicht immer nur die eigenen Bedürfnisse im Vordergrund stehen. Dies setzt voraus, dass ein gewisses Mass an Sozialkompetenz vorhanden ist.


Das Elternhaus: Am Vorbild lernen

Dein Kind kann Höflichkeit am besten erlernen, wenn es sie auch selbst vorgelebt bekommen. Dafür ist der Umgang, der bei euch Zuhause gelebt wird, besonders bedeutsam. Gehört Höflichkeit bei euch im Alltag selbstverständlich dazu oder spielt sie eine untergeordnete Rolle? Du lebst selbst deinen Kindern vor, was ein respektvoller Umgang miteinander bedeutet.

Konkret heisst das: Du bedankst dich selbst bei deinem Kind für kleine Gefälligkeiten, du begrüsst es freundlich und entschuldigst dich auch, wenn du merkst, dass du einen Fehler gemacht hast. Sitzt ihr gemeinsam beim Essen, sprichst du nicht mit vollem Mund, du wirfst Müll nicht einfach auf die Strasse, sondern in einen dafür vorgesehenen Abfalleimer und trittst anderen Menschen immer freundlich und respektvoll entgegen.

Natürlich sind das alles nur Beispiele, aber wenn derartige Umgangsformen deinem Kind vertraut sind, wird es ihm leicht fallen, sich diese auch selbst anzueignen. Dein Kind wird anderen gegenüber einen gesunden Respekt entwickeln und kann diesen auch durch Gesten und freundliche Worte zum Ausdruck bringen. Für Aussenstehende wirkt dein Kind somit höflich.

Gutes Benehmen: Wie dein Kind lernt, höflich zu sein

Dein Kind nimmt ein Geschenk entgegen, ohne sich zu bedanken und auch der freundliche Gruss auf dem Spielplatz will ihm einfach nicht über die Lippen kommen? Es mag sich bei Fehlverhalten nicht entschuldigen? Dafür können verschiedene Ursachen verantwortlich sein: Es kratzt am Selbstwertgefühl der Kleinen, sich einen Fehler einzugestehen, denn Kinder suchen noch nach ihrer festen Position im Leben. Zudem sind viele Kinder auch einfach zu schüchtern, anderen gegenüber Höflichkeitsformeln zu zeigen. Auch kann es natürlich sein, dass einfach die sprachliche Entwicklung deines Kindes noch nicht weit genug fortgeschritten ist, um beispielsweise eine Bitte freundlich zu äussern, stattdessen sagt dein Kind: "Ich will..." - es will schliesslich etwas.

Wichtig ist, dass du dein Kind nicht dazu zwingst, freundlich zu sein, denn das kann schnell Trotz hervorrufen. Ist es schüchtern, wird es sich eher zurückziehen, weil es sich überfordert fühlt. Erkläre ihm besser ganz sachlich in aller Ruhe, warum es wichtig ist, Respekt und Höflichkeit zu zeigen und in welchen Situationen ein "Danke" angebracht ist. Zeige ihm selbst, dass es keine Abwertung der eigenen Person ist, wenn man sich für ein Missgeschick entschuldigt.

Die Entscheidung, ob ein Kind jemandem die Hand geben möchte oder nicht, gehört zum Selbstbestimmungsrecht jedes Menschen dazu, auch wenn es unter Erwachsenen allgemein üblich ist, Bekannte mit Handschlag oder Küsschen zu begrüssen. Wenn ein Kind (zumindest anfangs) keinen so engen Kontakt möchte, sollte man diesen Wunsch respektieren (auch als Schutz vor Missbrauch).  Je weniger du diese "Verweigerungshaltung" thematisierst, umso eher wird sich das vermutlich ergeben. Dein Kind wird es später freiwillig tun, wenn es bereit dazu ist.

Auch wenn es irgendwann dazu kommt, dass dein Kind seinen Wortschatz um einige Schimpfworte erweitert, solltest du ihm die unliebsamen Begriffe nicht verbieten, denn hierdurch werden die Ausdrücke erst recht interessant. Viele Kinder äussern Schimpfwörter, ohne deren Bedeutung überhaupt zu kennen und nicht immer ist ihnen klar, dass andere Menschen sich dadurch verletzt fühlen könnten. Weise dein Kind in einer ruhigen Minute darauf hin, was diese Worte tatsächlich anrichten können - es möchte selbst sicher auch nicht beschimpft werden.

Fazit: Sei geduldig!

Selbst wenn dein kleiner Sohn oft ein wahrer kleiner Gentlemen ist und deine Tochter sich immer artig bedankt, kann es vorkommen, dass es auch bei euch mal schlechte Tage gibt und dein kleiner Sonnenschein sämtliche Benimmregeln über den Haufen wirft. Du solltest in solchen Situationen nicht schimpfen, sondern dein Kind loben, wenn es höflich ist. So lernt es, dass es auch nicht schlimm ist, wenn man das Freundlich sein einmal vergisst, es dafür aber umso anerkennender ist, wenn man eine höfliche Umgangsform pflegt. So wie jedes Lernen braucht es auch seine Zeit, bis dein Kind ein freundliches Verhalten lernt - sei also geduldig!

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