Umgang mit kleinen Trödlern

Kleine Trödler im Alltag unterstützen © Tomsickova - AdobeStock.com

Kinder haben noch nicht verlernt, was im Erwachsenen Leben leider oft auf der Strecke bleibt: einmal inne zu halten. Diese eigentlich wunderbare Fähigkeit kann den unter Zeitdruck stehenden Eltern im Alltag die Nerven rauben.

Ohne Frage müssen auch die Kleinsten verstehen, dass der Termin beim Zahnarzt eingehalten werden sollte oder die Kindergartengruppe pünktlich zum Ausflug starten möchte. Aus der kindlichen Sicht heraus haben diese Dinge aber noch keine Bewandtnis. Da fesselt sie doch gerade eine faszinierende Stubenfliege, dort ist es das verstärkte Ende des Schürsenkels, das eine Delle im Stoff lässt, wenn man es hineingedrückt hat. Für Kinder sind diese Entdeckungen wichtiger, als eine Verabredung. In stressigen Situationen kann es schon helfen, wenn du versuchst, durch die Augen deines Kindes zu sehen und ihm seine Trödelei nicht als Provokation auslegst. Druck und Hetzerei schüren nur seinen Widerwillen und führen dazu, dass dein Kind beginnt, absichtlich zu trödeln. Gute Organisation, Gedanken zur mentalen Stressbewältigung und auch ein paar elterliche Tricks können Eltern helfen, ohne viel Ärger durch diese Phase zu manövrieren.

Vorab: Der Stress, den du dir machst, wird die Sache nicht beschleunigen, sondern nur deine Nervosität steigern und dafür sorgen, dass obendrauf noch Missgeschicke geschehen! Hektik wird die Situation nur verschlechtern. Wenn dein Kind also ein kleiner Trödler ist, solltest du vor allem eines: Ruhe bewahren!

Tipps zum akuten Stress abbauen:

  1. Bis zehn zählen - nicht, um deinem Kind Druck zu machen, sondern um dein eigenes Stresslevel zu senken
  2. Durchatmen - ganz klassisch, bewusst und vor allem tief
  3. Stopp sagen - zu dir selbst, laut und fest, wenn du merkst, dass der Stress die Oberhand gewinnen möchte

Gelassenheit ist der Schlüssel in vielen Situationen des Zusammenlebens in der Familie. Speziell auf das Trödeln bezogen gibt es aber auch ein paar Tricks, wie du dein Kind spielerisch an die Tugend Pünktlichkeit heranführen kannst:

Organisation im Alltag

Wenn du weisst, dass dein Kind für die morgendliche Abläufe mehr Zeit benötigt, plane sie ein. Lege alles schon am Vorabend zurecht, stelle den Wecker entsprechend früher. So beginnt schon der Morgen entspannter. Natürlich soll dein Kind lernen, sich Schleifen zu binden - für den täglichen Weg zum Kindergarten oder Schule wähle aber praktische Kleidung, Schuhe mit Klettverschluss, Jacken mit grossen kindgerechten Reissverschlüssen und eine einfach zu handhabende Tasche mit übersichtlichen Fächern.

Ablenkung kann helfen

Auch wenn das erst mal klingt, als würde es dem Ziel zuwiderlaufen: Bevor sich die typische Trödelsituation entwickeln kann, hilft es, mit Ablenkung dagegenzuwirken. Gemeinsam ein Lied singen, Abzählreime beim Anziehen oder eine kleine Geschichte erzählen sorgen für gute Laune und lassen lästige Alltagshandgriffe schneller von der Hand gehen.


Konsequenzen in der Kindererziehung

Dein Kind wird am besten lernen, dass es wichtig ist, seine Zeit gut einzuteilen, wenn es die Konsequenzen für sein Trödeln übernehmen muss. Nicht durch Strafen oder Drohungen deinerseits, sondern durch die direkten Auswirkungen seines Trödelns auf die eigene Situation. Dann steht es eben vor verschlossenen Türen oder das allabendliche Geschichtenlesen muss ausfallen, weil das Zähneputzen zu viel Zeit gekostet hat.

Spiegel vorhalten

Ein wenig unkonventionell aber manchmal effektiv ist es, wenn der erwachsene Teil der Familie beschliesst, heute auch mal zu trödeln. Gerade, wenn der kleine Trödler es diesmal selbst eilig hat, weil zum Beispiel ein Ausflug ansteht. Danach aber unbedingt darüber sprechen und das Verhalten aufklären.

Rituale schenken Sicherheit

Eine Sanduhr funktioniert nicht nur beim Zähneputzen. Eieruhr, Wecker und Co. können auch in andere alltägliche Abläufe eingebunden werden. Routine hilft, Zeiten besser einschätzen zu können.

Belohnen, Loben, Wettbewerb

Vieles kann ein Ansporn sein, sich ein bisschen mehr zu beeilen. Ein Wettrennen bis zum Briefkasten zum Beispiel, die Aussicht auf ein gemeinsames Spiel, weil dann noch Zeit dafür über ist oder das Erfolgserlebnis, wenn man sich ganz allein abreisefertig gemacht hat und die Eltern mit einem Lob nicht hinter dem Berg halten. Positive Verstärkung ist die erste Wahl in der Kindererziehung.

Lass deinem kleinen Trödler also ein bisschen Freiraum und stelle dich darauf ein, dass Kinder die Dinge eben anders anpacken. Da, wo es möglich ist, sollten wir uns an unseren stressresistenten Kindern vielleicht auch einmal ein Beispiel fassen, uns gedanklich zurücklehnen und so wie sie einfach nur den Moment geniessen.

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