Hilfe - ich schreie mein Kind an

Wenn Eltern laut werden © Roman Yanushevsky - AdobeStock.com

Keine Ohrfeige und kein kleiner Klaps - gewaltfreie Erziehung verzichtet auf Strafen von körperlicher und psychischer Gewalt. Dies bedeutet auch einen Verzicht auf das Anschreien. Werden Kinder angeschrien, verletzt dies ihr Selbstwertgefühl. Selbst gelegentliches Anschreien kann später zu Ängsten führen. Solltest du die Fassung verlieren, dann übernimm die Verantwortung. Entschuldige dich bei deinem Kind und achte darauf, nicht mehr in diese Situation zu kommen.

Ursachen finden und Ruhe bewahren

Schreibe dir am besten auf, wann du laut geworden bist. Das hilft dir, typische Stress-Situationen zu erkennen, Auslöser zu finden und zu überlegen, warum dich bestimmte Dinge so auf die Palme bringen. Das Schreiben gibt dir die Möglichkeit, deine Gedanken zu ordnen und Wege zu finden, dich das nächste Mal anders zu verhalten. Ein einfacher Trick kann dir helfen, den Impuls zum Schreien zu unterdrücken: Zählen. Wenn dein Kind gerade die frisch gestrichene weisse Wohnzimmerwand bunt bemalt hat, die teure Vase umgeschmissen oder das Ledersofa mit Nudeln beschmiert hat, dann halte kurz inne und zähle von 10 rückwärts auf null. Sprich erst dann. Dein Kind will dich nicht ärgern und will auch nicht böse sein, sondern es denkt einfach in anderen Kategorien als Erwachsene.


Die anstrengende Situation kurz verlassen

Reicht es nicht, sich innerlich zurückzunehmen und zu zählen, kannst du auch kurz rausgehen. Verlasse die Situation und sage deinem Kind, dass du einen kurzen Moment brauchst und gleich wieder da bist. In dieser kurzen Pause kannst du nachdenken: Ist es wirklich so tragisch? Ist es schlimm, dass dein Kind sich selbst die Haare kurz geschnitten hat? Ist es furchtbar, dass dein Kind das Sofa bemalt hat? Oft wirst du dann denken: "Es ist nicht schön, aber auch kein wirkliches Drama". Wenn du für dich allein bist und die Wut nicht weniger wird, dann powere dich aus, etwa indem du eine Treppe schnell hoch läufst. Dein Körper erschöpft dann und die Stresshormone werden abgebaut.

Etwas für dich selbst tun

An manchen Tagen geht es dir vielleicht nicht so gut. Du hast schlecht geschlafen, bist übermüdet, genervt, gestresst und fühlst dich nicht wohl. Dann kann es schnell passieren, dass du empfindlich reagierst und laut wirst. Reflektiere dich in solchen Momenten selbst und verzichte auf weitere Aktivitäten, die dich noch mehr stressen. Tue dir etwas Gutes: Geniesse in Ruhe eine Tasse Tee oder Kaffee oder nimm ein entspannendes Bad oder verabrede dich mit einer Person, die dir gut tut. Hier findest du weitere Tipps für deine Nerven.

Manchmal brauchst du möglicherweise Hilfe, um im Alltag wieder entspannter zu sein. Hab keine Hemmungen und trau dich, deine (Schwieger)Eltern, Freunde oder gute Kollegen zu fragen, ob sie dir an bestimmten Tagen etwas abnehmen können. Auch ein Gespräch mit der Mütter-Väterberaterin oder evtl. eine Erziehungsberatung kann dich unterstützen. Du musst nicht alles alleine schaffen und bist keine schlechte Mutter, kein schlechter Vater, wenn du dir Hilfe holst.

Fazit - Verhalten erkennen und ändern

Werden Kinder häufiger angeschrien, kann dies ihr Selbstwertgefühl beeinträchtigen und später zu Ängsten oder Depressionen führen. Dies belegt eine Schweizer Studie des Forschers Bernd Herrmann. Damit du nicht die Fassung verlierst, kannst du dich innerlich bewusst zurücknehmen, belastende Situationen kurz verlassen und darauf achten, dass es dir selbst gut geht.

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