Erziehungsstil: Das Mittelmass finden

Erziehungsmodelle: Das vernünftige Mittelmass finden © drubig-photo / AdobeStock.com

Das Thema "bedürfnisorientierte Erziehung" kommt mittlerweile immer häufiger auf. Langes Stillen, gemeinsam Schlafen, häufiges Tragen: Es geht dabei darum, auf die Signale der Kinder zu reagieren, um so eine gute emotionale Bindung zu schaffen. Doch was spricht dafür und was dagegen und wie können sich Eltern besser auf sich selbst und das Kind einstellen, damit die Erziehung und der Alltag besser funktioniert?

Attachment Parenting

Wenn sich Eltern an den Bedürfnissen der Kinder orientieren, ist dies gewiss eine hervorragende Sache, zumindest wenn dabei nicht allzu sektiererisch gedacht wird. Der US-Kinderarzt William Sears propagierte in den 1980er - Jahren das Elternsein als Gegenposition des damals verbreiteten rigiden Grenzensetzens. Ein solch körperbetonter und liebevoller Umgang mit Kindern war damals aber noch vielen Menschen völlig neu und so hat da vielleicht ein festes Regelwerk geholfen.

Doch möchtest du mit deinem Kind in eine echte, innige Beziehung treten, kannst du nicht programmatisch nach Handbuch arbeiten. Der Kern des Attachment Parenting ist nicht, ob du deinem Baby die Flasche oder die Brust gibst, einen Wagen benutzt oder doch ein Tragetuch. Es geht vielmehr darum, ob und wie viel emotionale Sicherheit du deinem Kind geben kannst.

Wie es dir gelingt, emotionale Sicherheit zu geben

Die beste Voraussetzung hierfür ist sicherlich deine eigene Sicherheit: "Ich freue mich auf mein Baby, habe leuchtende Augen und mir geht es hervorragend - körperlich und mental. Ich kann mich voll und ganz auf den kleinen Menschen und den damit verbundenen Stress einstellen".

Es mag widersprüchlich klingen, aber eine starke Bindung macht dein Kind am Ende frei. Es fühlt sich beheimatet, kann lernen und sich der Welt zuwenden. Es wird mutig und sperrt die Augen auf. Eine bedürfnisorientierte Erziehung zielt nicht darauf ab, jemanden emotional zu fesseln, auch wenn diese Auffassung oft geteilt wird. Bindung macht das Kind frei. Es gibt niemals zu viel Nähe. Fühlt sich ein Kind wohl, krabbelt es los um die Welt zu entdecken und bleibt nicht im elterlichen Schoss sitzen.

Gehst du auf die Bedürfnisse deines Kindes ein, ist dies sicherlich ein guter Ansatz, vor dem du als Elternteil keine Angst haben musst. Kinder suchen Sicherheiten und keine Macht. Sie wollen die Eltern bei sich haben damit sie sich wohlfühlen können und nicht, weil Erwachsene nach ihrer Pfeife tanzen sollen.


Die Gegenseite des Attachment Parenting

Das Baby tragen, lange stillen und das Kind mit ins eigene Bett nehmen hört sich nach äusserst wenig Freiheit für die Eltern an, insbesondere natürlich für die Mutter. Doch der Mensch ist ganz und gar nicht dafür angelegt, alle Aufgaben alleine meistern zu müssen. Wir Menschen sind eher kooperative Brüter, die viele Hände und einen guten Rückhalt brauchen, um den Nachwuchs bedürfnisbezogen gross zu ziehen.

Oft ist zu hören, dass eine Mutter emotional und körperlich ausbrennt, wenn sie alleine eine bedürfnisorientierte Erziehung umsetzen will. Dies mag zwar sein, ein Argument gegen diese Erziehungsmethode ist es jedoch keineswegs. Jede Mutter, die keine Hilfe bekommt, hat es schwerer und dabei ist es völlig egal, welcher Erziehungsstil praktiziert wird.

Der Spagat zwischen Beruf und Familie

Nicht selten reiben wir uns förmlich auf zwischen unseren Kindern und unserem Job. Das hat etwas damit zu tun, dass wir praktisch unvereinbare Forderungen an unsere Familien stellen. Sie ist heute eine Erwerbsgemeinschaft und Kindererziehungsgemeinschaft gleichzeitig und zum anderen noch ein Hort der romantischen Paarbeziehung. Wenn eines davon klappt, ist das sicherlich toll, zwei Ziele erfolgreich zu erreichen ist aber fast unmöglich und dass alle drei klappen ist einfach ausgeschlossen. In erster Linie hat dies damit zu tun, das es unterschiedliche Ressourcen braucht, um mit Kindern oder im Beruf erfolgreich zu sein.

Erziehung von Kindern: Tipp für Eltern

Gehe auf die Bedürfnisse deiner Kinder ruhig ein, aber finde für dich selbst raus, was genau dich als Elternteil trägt. Denn nur dann hast du die notwendige Kraft, jedes Erziehungsmodell Modell sein zu lassen. Wir Eltern leben heute nicht selten in Angst, Fehler machen zu können und uns wird eingetrichtert, dass bestimmte Dinge genauso zu sein haben. Doch rund um die Welt werden Kinder erfolgreich gross und das zu allen Zeiten der Menschheit. Wir haben heute wesentlich mehr Möglichkeiten, also sollten wir diese auch dementsprechend unbedingt ausschöpfen.

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