Daumenlutschen abgewöhnen: Tipps für Eltern

Daumenlutschen © Jan Schumann - AdobeStock.com

Der Daumen - so praktisch und immer zur Hand, er tröstet, vertreibt Zorn und Langeweile und schmeckt auch noch gut. Das Beste daran: Niemand kann ihn einem wegnehmen. Während es Märchen über Nuggifeen und Geschichten über sammlerwütige Samichläuse gibt, die Nuggis wegnehmen, bleibt der Daumen unberührt.

Der Daumen - Ein treuer Begleiter, der tröstet und beruhigt

In den ersten beiden Lebensjahren können Eltern entspannt bleiben, wenn ihr Kind am Daumen nuckelt. Das Nuckeln erfüllt das natürliche Saugbedürfnis eines Babys und trägt dazu bei, Stress abzubauen, sich zu beruhigen und den Schlaf zu finden. Im Laufe der Zeit lässt das Saugbedürfnis normalerweise nach, und das Kind entdeckt andere interessante Dinge, während es lernt, sich selbst zu beruhigen.

Daumenlutschen abgewöhnen - wie angehen?

Verbote, Schimpfereien oder sogar Spott solltest du unbedingt vermeiden. Aussagen wie "Höre auf mit dem Daumenlutschen, sonst bekommst du kein Eis" verunsichern dein Kind nur und im schlimmsten Fall bewirkst du genau das Gegenteil damit. Besonders wenn dein Kind oft bei seelischem Stress zum Daumen greift, können solche Aussagen schnell zu Frustreaktionen führen. Vielleicht nuckelt dein Kind auch einfach aus Trotz weiter. Die früher so beliebten bitteren Tinkturen, die auf den Daumen geträufelt werden müssen, können dein Kind ebenfalls eher frustrieren als das Problem dauerhaft zu lösen.

Bestärke ansonsten dein Kind besser in seinem Selbstbewusstsein und versuche ihm auf sanfte Weise klar zu machen, dass es auch schwierige Situationen ohne Daumen alleine lösen kann.


Daumenlutschen loswerden: Die Kinder müssen es wollen

Solange Kinder am Daumen lutschen wollen, werden sie nur schwer davon abzubringen sein. Hinter dem Rücken der Erwachsenen wandert der Daumen dann gegebenenfalls häufig wieder in den Mund. Daher musst du dein Kind in der Einsicht stärken, aus eigenem Willen das Daumenlutschen zu unterlassen. Verbinde hierzu idealerweise viele positive Aspekte mit dem Unterlassen, wie z.B. dass es damit den Zähnen schadet, das es doch schon gross ist und keinen Daumen mehr braucht oder das andere Leute kein Wort verstehen, wenn der Daumen im Mund ist.

Kleine Fortschritte führen dich und dein Kind zum Ziel!

Allerdings sind Kieferorthopäden keine Fans des Daumenlutschens, wenn es über das Säuglingsalter hinausgeht. Spätestens mit drei Jahren sollte man Kindern das Daumenlutschen abgewöhnen. Andernfalls könnte das Nuckeln zu Kieferfehlstellungen führen, wie beispielsweise einem offenen Gebiss, das das Abbeissen erschwert oder unmöglich macht. Auch das Wachstum des Kiefers kann dadurch beeinträchtigt und die Zungenmotorik gestört werden.

Sobald es deinem Kind gelingt, in einigen Situationen auf den Daumen zu verzichten, solltest du ihm klar machen, wie stolz du bist. Mache deutlich, wie toll du es findest, dass es während des ganzen Besuchs im Supermarkt kein einziges Mal den Daumen im Mund hatte. Und sollte dein Kind am Abend zum Einschlafen doch wieder am Daumen nuckeln, lass es dieses Mal gut sein, um es nicht zu demotivieren.

Für ältere Kinder, die den Daumen noch in Stresssituationen, bei Langeweile, Trotz oder Trauer nutzen, kann das Saugen zu einer Gewohnheit geworden sein. An dieser Stelle ist es wichtig, nicht zu schimpfen, sondern das Kind zu unterstützen.

Finde Alternativen zum Daumenlutschen

Beobachte einige Zeit genau, wann und in welchen Situationen dein Kind am Daumen nuckelt. Unterstütze es dabei, diese (vielleicht schwierigen) Situationen anderweitig zu meistern. Vielleicht ist dein Kind ängstlich und braucht in ungewohnten Momenten deine Zuneigung? Auch ein Kuscheltier oder das Schmusetuch kann hier manchmal trösten.

Tipps, um das Daumenlutschen loszuwerden:

  • Ruhe bewahren und das Kind nicht beschimpfen, sondern unterstützen.
  • Loben und motivieren, wenn das Kind längere Zeit ohne Daumenlutschen auskommt.
  • Den richtigen Zeitpunkt abwarten, um das Abgewöhnen zu beginnen, etwa nicht gleichzeitig mit dem Kita- oder Kindergartenstart, wenn bereits viele Veränderungen anstehen.
  • Die psychische Stabilität des Kindes berücksichtigen und möglicherweise zusätzlichen Schutz und Nähe bieten.
  • Alternativen anbieten, wie einen Talisman, einen Knetball oder ein Kuscheltierchen


Das Daumenlutschen abzugewöhnen braucht viel Geduld und Einfühlungsvermögen. Zwang oder Druck sind Methoden, die bei Kindern zwar durchaus funktionieren können, die allerdings auch seelisch belastend sind. Gehe deshalb das Thema entspannt an und überstürze nichts. Auch Kinder müssen sich, wie wir, zunächst an verschiedene Veränderungen im Leben gewöhnen. Mit viel Liebe und Verständnis gelingt es sicher auch euch, vom Daumen loszukommen.

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