Auffällige Kinder - wie damit umgehen?

Psychische Probleme und Verhaltensprobleme bei Kindern © Cello Armstrong - AdobeStock.com

Wenn Eltern ihrem Erziehungsauftrag, aus welchen Gründen auch immer, nicht nachkommen, haben nicht nur Betreuer und Lehrer ihre helle Freude daran. Auch dir und deinem Kind ist vielleicht schon einmal so eine an den Nerven sägende Rotznase über den Weg gelaufen. Laut Studien steigt die Zahl "auffälliger" Kinder gerade in digitalen Zeiten stetig an. Womit aber ist das zu erklären und wie sollen Eltern und Umfeld damit umgehen?

Was Überbehütung, Reizüberflutung und fehlende Grenzen anrichten

Nicht jeder ist bärenstark, hat eine Schatztruhe voller Goldmünzen und einen waschechten Piratenpapa. Pippi Langstrumpf scheint der Inbegriff des klassischen Rotzlöffels, aber sie ist auch vor allem eines: eine Romanfigur, die niemals älter werden muss. Stellt man sich die Zukunft der drei Freunde im Erwachsenenalter vor, wird es den Geschwistern Thomas und Annika wohl leichter fallen, sich in eine bestehende Gesellschaft einzufügen. Falsch verstandene Elternschaft schadet der kindlichen Entwicklung zum selbst bestimmten Erwachsenen. Aber warum scheint es, als würden gerade heutige Eltern an der Erziehung ihrer Kinder scheitern? Warum häufen sich verhaltensauffällige Kinder in den Familien, Praxen und Betreuungseinrichtungen? Eine Erklärung zeigt sich an dem Wunsch vieler moderner Eltern, ihren Kindern mehr Kumpel als Vorbild sein. Sie stellen den Knirps zu sehr auf Augenhöhe und können nicht Nein sagen. Resultat sind Orientierungslosigkeit und Selbstverherrlichung. Ein zweiter Punkt auf der Liste ist der zeitgenössische Medienkonsum. Kinder werden vor dem Fernseher oder Tablet geparkt, ihr Nutzungsverhalten wird weder begrenzt noch überwacht. Eine kleine Auswahl, was diese und andere Fehler in der Kindererziehung anrichten können:

Überidentifikation - Kinder, die ständig im Mittelpunkt stehen, alle Wünsche erfüllt bekommen und mit Lob überschüttet werden, reifen zu narzisstisch veranlagten Persönlichkeiten, die dauerhaft auf die Anerkennung von aussen angewiesen sind und nie gelernt haben, Rücksicht zu nehmen.

Medienkonsum - Kinder lernen durch praktisches Handeln. Fiktive und virtuelle Welten bringen sie um diese essenziellen Erfahrungen mit der Wirklichkeit. Unkontrollierter und übertriebener Medienkonsum verwischt das Verhältnis von Fiktion und Realität. Das Kind bleibt Held auf dem Bildschirm und scheitert dagegen an den Anforderungen des echten Lebens.

fehlende Grenzen - Kinder, die in grenzenloser Freiheit aufwachsen, verlieren die Orientierung. Das führt zu einer tieferen Scham- und Hemmschwelle, zu distanzlosem Verhalten und Rücksichtslosigkeit. Fehlende Grenzen beeinträchtigen das Kind in allen Bereichen des sozialen, praktischen und geistigen Lernens.


Wie sollen Eltern mit "auffälligen" Kindern in ihrem Umfeld umgehen

Habt ihr einen Störenfried in der Kitagruppe oder Schulklasse, solltest du, falls von selbigen nicht schon bemerkt, die Erzieher und Lehrer informieren. Sie haben das nötige pädagogische Know-how, um auffällige Kinder korrekt zu betreuen bzw. den nötigen Hilfsangeboten zuzuführen. Was den schlechten Einfluss eines Querschlägers auf dein eigenes Kind betrifft, macht dir nicht zu viele Sorgen. Die Werte, die du ihm bisher vorgelebt hast, bilden einen guten Schutz gegen "schlechten" Umgang.

Störenfrieden auf dem Spielplatz begegnet man, wenn es denn sein muss (zuerst den Kindern das Feld überlassen, das stärkt Selbstbewusstsein und Problemlösungskompetenz), am besten mit offenen, klaren Ansagen. Dabei nur nicht den Übeltäter direkt ansprechen, sondern sich lieber an alle Kinder richten: "Hier geht es immer schön der Reihe nach und niemand drängelt vor."

Alle Formen von körperlicher Gewalt wie Treten, Schlagen oder Schubsen bedürfen eines direkten Eingriffs durch die Erwachsenen. Fordere das Kind auf, sofort damit aufzuhören. Lässt es sich davon nicht beeindrucken, ist es legitim, den Verursacher am Arm zu halten und nach seinen Eltern zu fragen. Eine spätere Auseinandersetzung mit diesen funktioniert jedoch nur auf respektvolle Art. Vorwürfe schüren unnötig Abwehr.

Tipps zum Grenzen setzen

  • Regeln sollten kurz und prägnant formuliert werden. Ausschweifende Erklärungen und lange Diskussionen bringen keinen Erfolg
  • angedrohte Konsequenzen müssen durchgesetzt werden! Immer!! Deshalb vorher genau überlegen und die Konsequenz unmittelbar dem Verhalten gegenüberstellen. Pauschale Strafen haben nur geringen Lerneffekt
  • Viel Lob, wenig Tadel - erwünschtes Verhalten sollte gezielt gelobt, dem Kind eine Belohnung in Aussicht gestellt werden (weniger materiell, besser gemeinsame Zeit wie ein Spiel oder Ausflug). Das unerwünschte Verhalten bekommt dagegen nur wenig Aufmerksamkeit (siehe Punkt oben)
  • Versteckte Belohnungen für unerwünschtes Verhalten in Form von Aufmerksamkeit (die Eltern unterbrechen ihre Tätigkeit, um sich dem auffälligen Kind zu widmen, während ihnen an anderer Stelle die Zeit für gemeinsame Beschäftigungen fehlt) verschärfen den Konflikt um ein Vielfaches
  • Vorbildfunktion - Eltern müssen ihr eigenes Verhalten reflektieren! Kinder lernen besonders durch Nachahmung

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