Beobachten, nachahmen und ausprobieren

Selbstständig werden - beobachten, nachahmen und ausprobieren © Oksana Kuzmina / AdobeStock.com

In einem Alter, in dem Kinder ihre Handlungen noch nicht gezielt reflektieren können, schauen sie sich alles von der Umwelt, d.h. ihren Bezugspersonen und besonders der Eltern ab: Sprache, Verhaltensregeln, moralische Werte.

Häufig verstehen sie das nachgeahmte Verhalten noch gar nicht. Erklärungen können hier unterstützend hilfreich sein, doch besonders wichtig ist das elterliche Bewusstsein darüber wie prägend das eigene Benehmen ist.


Dein Baby will die Welt entdecken

Nachdem im ersten Lebensjahr elementare Fertigkeiten erlernt wurden, wird es jetzt vermehrt beginnen, seine Umwelt zu entdecken und zu meistern. Kinder können und wollen jetzt schon einiges selbständig machen und als Mutter oder Vater wirst du diesen Prozess natürlich gerne begleiten und bei deinem Kind sowohl das Selbstbewusstsein als auch das Selbstvertrauen stärken.

Dein Kleines entdeckt nun in jeder Hinsicht täglich neue Herausforderungen. Im zweiten Lebensjahr will es von anderen lernen, indem es deren Verhalten nachahmt. Hier liegt deine grosse Chance deinem Kind schon sehr früh Verhaltensweisen oder Tätigkeiten vorzuleben, von denen du möchtest, dass es sie später beherrscht. Das können Tischsitten sein, Verhalten anderen gegenüber, die Bereitschaft zu teilen, bestimmte motorische Fähigkeiten wie z.B. Ball spielen, klettern, malen und vieles mehr. Das Beherrschen neuer Tätigkeiten, vor allem wenn sie ohne Hilfe der Eltern ausgeführt werden können, gehört zu den wichtigsten kindlichen Erfahrungen, die das Selbstvertrauen stärken. Die Chance auf eigene Erfahrungen müssen Eltern Kindern zugestehen, auch wenn manches endlos lang zu dauern scheint oder auch einmal etwas zu Bruch geht.

Trennungsängste bei Kindern

Im gleichen Mass, wie Kinder sich ihrer selbst bewusst werden, wird ihnen auch klar, dass sie nicht in einer Symbiose mit ihrer Mutter oder ihrem Vater leben. Wenn sie weggehen, entsteht die Angst, sie könnten nicht wiederkommen.

Gleichzeitig entwickelt sich das Selbstbewusstsein, das allerdings noch sehr stark von der Reaktion der Eltern abhängt. Wenn "Selbstbewusstein stärken" auf dem kindlichen Lernprogramm steht, entwickelt sich auch eine erste Trotzphase. Das ist auch nachvollziehbar, denn wenn das Kind seinen eigenen Willen entdeckt, möchte es den natürlich auch durchsetzen. Dabei kämpft es notgedrungen manchmal gegen sich selber, wenn z.B. die bunten Klötzchen einfach nicht in die vorgeformten Öffnungen des Spielzeugs passen wollen, aber auch gegen die Eltern, deren Anweisungen zwar verstanden, aber nicht immer unbedingt befolgt werden wollen. Warum soll ein Kind im Supermarkt nicht nach den schönen, bunten Süssigkeiten greifen dürfen, während Mami oder Papi nur langweiliges Gemüse im Korb hat?

Selbstbewusstsein stärken ist häufig ein echter Balanceakt. Kinder trotzig sein zu lassen ist nicht einfach, aber notwendig, damit sie die für ihr späteres Leben notwendige Resilienz lernen. Durch die Ermöglichung selbständig Erfahrungen zu machen, hilfst du deinem Kind bei der Entwicklung seiner psychischen Widerstandskraft, eine ganz elementare Fähigkeit, deren Beherrschung deinem Kind ein Leben lang helfen wird.

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