Hilfe - mein Kind lügt

Was tun, wenn Kinder lügen © MNStudio - AdobeStock.com

Wenn dein Kind zu einem kleinen Pinocchio wird, meistert es damit einen wichtigen Entwicklungsschritt. Denn bewusst die Unwahrheit zu sagen, um ein bestimmtes Ziel zu erreichen, ist für das Gehirn eine grosse Leistung. Dafür müssen sich die Kleinen in einen anderen Menschen hineinversetzen und ihre Gefühle verbergen. Du kannst deinem Kind aber vermitteln, wann es wichtig ist, ehrlich zu sein.

Wenn Kinder aus Angst vor Strafe lügen

Mit dem Beginn der Schule kann ein Kind unterscheiden, wann Lügen unangemessen sind und wann es okay ist zu flunkern. Wenn es zum Beispiel schlechte Noten verschweigt, fürchtet es vielleicht die Reaktion der Eltern. Wird der Papi schimpfen oder erteilt die Mama Hausarrest? Finde in einer solchen Situation heraus, warum die Note nicht gut ausfiel anstatt zu schimpfen. Nachhilfe und Üben können mehr helfen als eine Strafe. Wenn sich dein Kind geliebt fühlt, dann fällt es ihm leichter, Misserfolge zuzugeben.

Hilf deinem Kind, die Wahrheit zu sagen, indem du Verständnis zeigst – auch in schwierigen Situationen. Frage nach, wovor sich dein Kind gefürchtet hat, wenn eine Lüge von ihm ans Licht kommt. Kläre das aber unter vier Augen und nicht vor anderen und belohne dein Kind, wenn es sich traut, die Wahrheit zu sagen.

Anerkennung und Aufmerksamkeit suchen

Ein Pony als Haustier und ein Porsche als Familienwagen? Wenn Kinder solche Lügen erzählen, suchen sie meistens nach Anerkennung. Junge Kinder können noch nicht nachvollziehen, wie unglaubwürdig solche Geschichten sind. Ursache kann ein geringes Selbstwertgefühl sein. Hebe die Stärken deines Kindes hervor und biete ihm Erfolgserlebnisse, etwa bei einem Hobby. Achte aber auch darauf, dass du selbst andere nicht durch Unwahrheiten zu beeindrucken versuchst, denn das übernehmen die Kleinen, schliesslich bist du ihr Vorbild.


Lügen aus Überforderung

Wenn Kinder aus Überforderung lügen, dann behaupten sie vielleicht, schon aufgeräumt zu haben oder ihre Hausaufgaben bereits erledigt zu haben, obwohl das gar nicht stimmt. Dann lügt das Kind, um Konflikten aus dem Weg zu gehen. Meist betrifft dies Grundschulkinder. Frage in diesem Fall sensibel nach, warum dein Kind die Aufgaben nicht erledigt hat. Beschränke deine Anforderungen, denn es kann zu viel verlangt sein (je nach Alter und nach Ausmass der Unordnung), dass dein Kind sein Zimmer allein aufräumt. Beschäme dein Kind nicht durch das strikte Einfordern eines Schuldgeständnisses!

Wenn Fantasie und Lüge nah beieinander liegen

Erst ab etwa drei oder vier Jahren können Kinder überhaupt lügen. Sie sind sich der Lügen aber nicht bewusst, sondern gehen er kreativ mit der Wahrheit um. Das fanden die Forscher Caroline Benz und Oskar Jenni vom Kinderspital Zürich heraus. Die Lügen erkennst du meist schon, wenn du konkret nachfragst. Kinder in diesem Alter erleben ihre magische Phase und können Fantasiegeschichten kaum von der Realität trennen. Lass solche Lügen zu und führe dein Kind mit Humor zurück zur Realität, wenn es etwa behauptet, einem Drachen begegnet zu sein.

Notlügen akzeptieren

Ab etwa acht Jahren lügen Kinder auch aus Höflichkeit, etwa wenn sie ein Geschenk bekommen, das ihnen nicht gefällt, sie dies aber nicht zugeben möchten. Diese Lügen solltest du nicht bestrafen, sondern deinem Kind zeigen, dass du die Lüge durchschaust, aber sie akzeptierst.

Fazit - Kinder lügen aus verschiedenen Gründen

Weil die Fantasie mit ihnen durchgeht, aus Angst vor Strafe oder um Anerkennung zu erhalten - Kinder lügen aus ganz unterschiedlichen Gründen. Bestrafe dein Kind dafür nicht, sondern gib ihm die emotionale Sicherheit, die Lüge zuzugeben, auch ohne dass es sich blossgestellt fühlt. Rede mit ihm, welche Auswirkungen Lügen haben können und wie du dich fühlst, wenn du von deinem Kind angelogen wirst.

Bewertung

Kommentare (1)

Das könnte dich auch interessieren...

Keine Artikel vorhanden