Stifte richtig halten

Den Stift richtig halten © detailblick-foto / AdobeStock.com

Egal ob beim Malen, Schreiben, Zeichnen oder Basteln - eine angenehme Stifthaltung kann diese Tätigkeiten erleichtern. Wir zeigen dir, wie du dein Kind auf dem Weg zu einer guten Haltung des Stiftes unterstützen kannst.

Was ist eine gute Stifthaltung und wann entwickelt sie sich?

Eine gute Stifthaltung ermöglicht das Malen, Zeichnen und Schreiben ohne Schmerzen und in einem angemessenen Tempo. Dazu sollte der Stift bequem in der Hand liegen und die Finger sollten gut beweglich sein. Die Entwicklung einer guten Stifthaltung ist in der Regel zwischen dem vierten und sechsten Lebensjahr abgeschlossen. Durch Greifen und Erkunden von Gegenständen übt das Kind bereits von klein auf, später den Stift richtig halten zu können.  

Wie erkenne ich eine unpassende Stifthaltung und was sind mögliche Folgen?

Äusserungen der Kinder, gemalte Bilder oder das Schriftbild können Hinweise darauf geben, ob dein Kind den Stift in einer angemessenen Stifthaltung hält. Bei einer verkrampften Stifthaltung kann es zu Ermüdungserscheinungen oder Schmerzen in der Hand kommen. Im Extremfall klagen die Kinder über Kopf- oder Nackenschmerzen. Der Druck des Stiftes auf das Blatt kann sehr hart sein. Das Radieren des Strichs ist dann erschwert oder nicht mehr möglich. Bei einer zu lockeren Haltung gelingt es dem Kind kaum einen gezielten Strich auf dem Blatt Papier zu hinterlassen. Dein Kind kann Frustration zeigen, weil mit dem Stift nicht das ausgeführt werden kann, was das Kind gerne möchte. Schwierigkeiten in der Formwiedergabe oder im Einhalten von Linien können ebenfalls Hinweise auf eine ungute Stifthaltung sein. Wir haben für dich einige Beispiele zur Stifthaltung in Bildern zusammengetragen.

Wenn du bemerkst, dass dein Kind linkshändig ist, kannst du dein Kind neben der richtigen Stifthaltung zusätzlich unterstützen.


Tipps, um die Entwicklung einer guten Stifthaltung zu unterstützen

Eltern können ihre Kinder unterstützen, eine gute Stifthaltung zu entwickeln. Untenstehend findest du einige einfache Möglichkeiten dazu.

Ab Babyalter:
  • Fingerverse: Schärfen bei deinem Kind das Bewusstsein und die Wahrnehmung der eigenen Finger
  • Fingermassagen: Mit den Händen oder aber auch mit Pinseln, Massagebällen etc. So trainiert dein Kind ebenfalls das Bewusstsein und die Wahrnehmung der Finger
  • Greifbälle und andere Sachen zum Greifen ermöglichen deinem Kind das Üben von ersten koordinierten Fingerbewegungen
Ab ca. 1 Jahr:
  • Zur Verfügung stellen von altersangemessenen Malmaterialen, wie zum Beispiel dicken Wachsmalstiften, welche eine gute Haltung bereits durch ihre Form unterstützen. Je dicker die Stifte sind, desto mehr Rückmeldung gibt es für die Finger und desto eher können die Kinder die Stifte in einer guten Position halten.
Ab ca. 2 Jahren:
  • Einfache Greifspiele wie zum Beispiel Murmelspiele, grosse Bügelperlen, Sortieren von Knöpfen, Sensorikspiele mit Linsen, Bohnen, Kichererbsen etc. Das Greifen der kleinen Gegenstände verfeinert den Pinzettengriff deines Kindes und hilft später, den Stift richtig zu umfassen
  • Stifte verschiedener Dicke und Grösse anbieten: Mit verschiedenen Schreibwerkzeugen können so Erfahrungen gesammelt werden
Ab ca. 3 Jahren:
  • Schwierigere Spiele, die das Stapeln von Gegenständen beinhalten: Damit kann der Pinzettengriff weiter verfeinert werden.
  • Spiele, in denen die einzelnen Finger aktiv bewegt werden, zum Beispiel in dem dein Kind versucht, ein Taschentuch oder Chiffontuch im Handinneren zu verstecken oder jeden Finger einzeln durch Beuge- und Streckbewegungen zu bewegen (Fingerverse können auch hier eingesetzt werden) oder Spiele mit Knete oder Sand
Ab 4 -6 Jahren (Kindergartenalter)
  • Für erste Schreibversuche eignen sich Farb- und Bleistifte mit einem Durchmesser von 10 mm. Diese Stifte vereinfachen im Gegensatz zu herkömmlich dünnen Stiften das Schreiben lernen
  • Stifthelikopter und andere Stiftkunststücke: Können du und dein Kind den Stift mit Daumen, Zeigefinger und Mittelfinger rotieren lassen? Könnt ihr dem Stift entlang nach oben und unten wandern? Was kannst du sonst noch für Kunststücke mit deinen Fingern und dem Stift ausüben?

Ab jetzt kann es eventuell hilfreich sein, dein Kind daran zu erinnern, mit welchen Fingern es den Stift am besten hält. Dein Kind sollte hierfür aber offen sein und Interesse zeigen. Falls du auf Widerstand stösst, zwinge dein Kind nicht dazu den Stift anders zu halten. Es ist gut möglich, dass es erst noch in der Entwicklung zur richtigen Stifthaltung ist und durch viele Erfahrungen alleine dazu findet. Falls dein Kind interessiert ist, könnten folgende Ideen hilfreich sein:

  • Nagellack auf Zeigefinger, Mittelfinger und Daumen
    Bemale die drei Finger deines Kindes mit Nagellack in derselben Farbe. So wird das Kind beim Schreiben oder Zeichnen immer daran erinnert, welche Finger eingesetzt werden sollen.
  • Smileys auf den Fingern
    Auf Daumen und Zeigefinger werden mit einer Farbe (zum Beispiel Schwarz oder die Lieblingsfarbe des Kindes) Smileys gemalt, der Mittelfinger erhält einen Smiley mit einer anderen Farbe (zum Beispiel rot). Die beiden schwarzen Smileys sind sichtbar. Der rote Smiley ist der Helfer und unter dem Stift versteckt. Er hilft so den schwarzen Smileys den Stift zu halten.
  • Handlastwagen
    Im Handballen kann dein Kind mit dem kleinen Finger und dem Ringfinger eine Murmel, Bohne oder ähnliches beim Zeichnen mittransportieren, zum Beispiel durch ein Labyrinth oder einer Schlangenlinie entlang. Durch das Halten des Gegenstandes mit dem kleinen Finger und dem Ringfinger können nur der Daumen, Zeigefinger und Mittelfinger an der Stiftführung beteiligt sein

Achtung bei Schreibhilfen für eine richtige Stifthaltung

Im Handel sind diverse Schreibhilfen erhältlich. Diese können für das Training einer richtigen Haltung sinnvoll sein. Es bedarf jedoch einer genauen Abklärung, damit eine passende Schreibhilfe gefunden werden kann. Daher wird vom Gebrauch einer Schreibhilfe ohne eine entsprechende Empfehlung durch eine Fachperson abgeraten.

Was tun, wenn mein Kind zunehmend frustriert wird und Tätigkeiten mit dem Stift verweigert?

  • Interessen des Kindes berücksichtigen: Kinder lassen sich eher für Tätigkeiten motivieren, die ihren Interessen entsprechen. Ein Ausmalbild ihres Lieblingstiers, ein Labyrinth mit ihren Lieblingsfahrzeugen, ein Brief an eine Person, die sie gerne mögen etc.
  • Whiteboardstifte auf einem Mäppli: Arbeitsblätter können in ein Klarsichtmäppli geschoben werden und mit Whiteboardstiften direkt auf dem Mäppli anstelle des Papiers bearbeitet werden. Ist das Ergebnis für dein Kind nicht zufriedenstellend, kann es die Arbeit selbständig rasch löschen und die Aufgabe erneut versuchen.

Wenn du das Gefühl hast, dass dein Kind über längere Zeit nur ungern mit Stiften arbeitet, vielleicht die Arbeiten sogar verweigert oder über die eigenen Ergebnisse traurig und frustriert ist, suche das Gespräch mit dem/der Kinderarzt/-ärztin oder der Lehrperson deines Kindes. Diese Fachpersonen können einschätzen, ob dein Kind gerade eine normale Entwicklung durchläuft oder ob es in Bezug auf die Stifthaltung Schwierigkeiten zeigt. Bei Bedarf weisen sie dich und dein Kind an spezialisierte Fachpersonen weiter, zum Beispiel an Psychomotoriktherapeuten/innen oder Ergotherapeuten/innen.

Fachautorin: Stephanie Fink / Psychomotoriktherapeutin EDK

Weitere Quellen:
Schönthaler, E. (2013). Grafomotorik und Händigkeit. Ergotherapie bei Kindern. Thieme Verlag
Infos zur Deutschschweizer Basisschrift: https://basisschrift.ch/

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