Zurück zum Job trotz Baby

Job und Familie vereinbaren © Robert Kneschke - AdobeStock.com

Für viele Frauen, die vor der Geburt ihres Kindes berufstätig waren, stellt sich schon bald nach der Geburt des Kindes die Frage, wieder arbeiten zu gehen. Teilzeitjobs sind dabei eine beliebte Variante, um den Anschluss an den Berufsalltag nicht zu verlieren und gleichzeitig Zeit für das Baby zu haben. Unterstützung bieten dabei Tagemütter, die sich während der Abwesenheit der Mutter liebevoll um das Wohl des Kindes sorgen.


Wiedereinstieg in die Arbeitswelt

Der erste Tag zurück im Job war ziemlich stressig. Natürlich war ich nervös, ob ich die Arbeitsabläufe nach so langer Zeit am Wickeltisch überhaupt noch kennen würde. Mir gingen viele Dinge durch den Kopf: Denkt die Tagesmutter an das Sterilisieren der Schoppen? Kann die Tagesmutter mein Baby gut trösten, wenn es schreit oder weint? Schaff ich es bei der Arbeit in Ruhe Milch abzupumpen? Wie geht das noch mal mit dem neuen EDV-System? Was werden die Kollegen wohl sagen?

Auf meinem Schreibtisch stand ein Blumenstrauss mit einer Karte: „Schön, dass Du wieder da bist!” Alle hatten unterschrieben. Ich war gerührt. Lange hatte ich keine solche Aufmerksamkeit mehr erhalten.

Obwohl ich mein Kind über alles liebe, habe ich die Arbeitswelt vermisst… zuhause läuft jeden Tag dasselbe Prozedere ab und mein Mann sagt ja auch nicht immer „Danke“ fürs Putzen und Aufräumen. Viel schöner noch als dieser Blumenstrauss war aber etwas ganz anderes: Ich setzte mich an meinen Schreibtisch, rückte alles zurecht und schaltete den Computer ein. Während er hochfuhr, holte ich mir eine Tasse Kaffee und trank sie – ohne, dass mir jemand an die Kaffeetasse stiess und ohne, dass jemand mir mit klebrigen Fingern in die Tastatur patschte.

Mein Kind ist natürlich das tollste Kind auf Erden. Wirklich! Aber mir war nicht bewusst, wie sehr ich meine Arbeit vermisst hatte. Ich konnte für einige Zeit meine ganze Aufmerksamkeit mir und meinem Handeln widmen. Ich brauchte nicht darauf achten, ob Mara weint oder Hunger hat.

Der erste Arbeitstag war der entspannendste Tag seit langem. Ich genoss jedes Telefonat, das ich in Ruhe und konzentriert führen konnte, und jede E-Mail, für die ich mir Zeit lassen konnte, ohne gleich wieder an den nächsten Schoppen zu denken.

Tagesmutter

Mara zur Tagesmutter zu bringen, war schon komisch für mich. Da war nicht nur der Konkurrenzgedanke (sie verbringt genauso viel Zeit mit Mara wie ich!), mit dem ich erst einmal zurechtkommen musste. Nein, auch die unvorhergesehenen organisatorischen Meisterleistungen, die einer Mutter abverlangt werden, waren für mich gewöhnungsbedürftig. Wenn die Tagesmutter vor einer wichtigen Präsentation anrief und sagte, sie sei krank, dann war es vorbei mit meiner Konzentration. In Windeseile musste ich Ersatz finden, da Maras Grosseltern nicht in der Nähe wohnen.

Als ich nach der grossen Anfangsaufregung aber einen „Notfallplan” entwickelt hatte, war es für meine Tochter, meinen Mann und mich eine rundum tolle Lösung. Ich wurde durch diese wiederentdeckte Freiheit des Jobs viel ausgeglichener und konnte zugleich die Stunden mit meiner Tochter viel intensiver geniessen. Ich wusste, Mara fühlt sich wohl bei ihrer Tagesmutter. Das heisst aber nicht, dass ich nicht manchmal auch ein schlechtes Gewissen habe und mich frage, ob das alles nicht ein bisschen früh war für Mara. Ich denke, das geht jeder Mutter so und ist ganz normal.

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