Wenn nur Mami trösten kann...

Wenn nur das eine Elternteil trösten kann © Flamingo Images - AdobeStock.com

Die kleine Familie ist endlich komplett und überglücklich. Eines der Elternteile wird für die nächste Zeit der intensiven Betreuung des Nachwuchses zu Hause bleiben, während der arbeitende Part seinen anderen Verpflichtungen nachgeht. Besonders schön sind dann die Stunden, wenn Mama oder Papa endlich heimkommen und die Familie wieder beisammen sein kann. Doch, was wenn das Baby gar nichts von dem scheinbar Fremden wissen will? Wenn es den Begrüssungskuss abwehrt, als wolle man ihm etwas Böses und vielleicht sogar weint, wenn Mama oder Papa ihm zu nahe wollen?

Phasen, in denen das Baby sich vornehmlich einer Bezugsperson (in der Regel der Part, der die meiste Zeit mit dem Kind verbringt) zuwendet, sind gerade in den ersten Monaten normal und wichtig für die Entwicklung.

Eltern müssen lernen, mit diesen Perioden des Fremdelns umzugehen, dann sind sie auch meist nicht von langer Dauer. Warum aber reagieren die Zwerge denn mit dieser offenen Ablehnung?

Nicht den Papa - warum Babys sich besonders an die Mama binden

In der Zeit nach der Geburt führen Mutter und Kind auch weiterhin eine besondere Art von symbiotischer Beziehung. Das haben Mütter den Vätern naturgemäss einfach voraus. Das Baby erkennt sich selbst noch nicht als eigenständige Persönlichkeit, wohl aber den Geruch, die Stimme und die Präsenz der Person, die ihm schon während der Schwangerschaft vertraut geworden ist.

Das Stillen als einzige Nahrungsquelle und die innige Verbindung, die Mutter und Kind dabei eingehen, verstärkt diesen Effekt. Als Vater muss man sich also zunächst damit arrangieren, dass man statt Vollblutpapa zunächst jemand ist, der sich eher die Mama mit dem Nachwuchs teilen muss. Allerspätestens mit zwei Jahren löst sich das Kleinkind Schritt für Schritt und immer weiter aus der Symbiose. Da es sich der Liebe der Mutter ja sicher ist, wird nun der Elternteil interessant, den es nicht dauerhaft um sich haben konnte. In bestimmten Situationen, zum Beispiel, wenn der Zwerg getröstet werden muss, ist Mama meist aber noch immer die erste Anlaufstelle. Von nun an baut das Kleinkind aber eine gleichwertige Beziehung zu beiden Elternteilen auf, identifiziert sich mit beiden Rollenvorbildern und erkennt auch das eigene Geschlecht in den Eltern wieder. Insofern läuft eigentlich alles so, wie die Natur es vorgesehen hat. Was aber, wenn nun der Papa zu Hause bleibt oder die Phase des Klammerns kein Ende nehmen will?


Papa-Kind und Mama-Kind - ab wann wird es brenzlig?

Hat sich der Vater entschieden, in der ersten Zeit für das Baby zu sorgen, wird es sich in gleicher Weise auch an ihn binden. Zur primären Bezugsperson eines Babys entwickelt sich folgerichtig, wer den meisten Umgang mit ihm hat.
Berufstätige Mütter sollten deshalb trotzdem versuchen, zu stillen. Es tut ihnen und dem Baby einfach gut und festigt die Bindung. Wenn dagegen ein Kleinkind auffällig lange in der "Nur die Mama/nur der Papa Phase" steckt, müssen Eltern ein wenig Ursachenforschung betreiben:

  • Gab oder gibt es vielleicht Spannungen in der Beziehung?
  • Bindet der versorgende Part das Kind vielleicht unbewusst zu sehr an sich?
  • Ist der Zurückgewiesene vielleicht nicht präsent genug und das Kind kann sich nicht an ihn gewöhnen?

Reflektieren und setzen Eltern hier an, wird sich die Phase von allein und recht bald wieder geben. Einige Aktivitäten bleiben aber vielleicht auch weiterhin einem bestimmten Elternteil vorbehalten. Papa kann eben besser Grimassen schneiden oder Mama hat mehr Geschick beim Haare kämmen. Kinder entscheiden hier nicht nach manipulativ erdachten Gesichtspunkten, sondern einfach aus dem Bauch heraus. Und kann man es ihnen verdenken?

Anders, wenn Eltern sich unbewusst auf ein Machtspiel um die Gunst des Nachwuchses eingelassen haben, dann kann die Phase des "Fremdelns" in Absicht und im Konkurrenzkampf enden!

Nur keine falsche Eitelkeit - Zurückweisung nicht persönlich nehmen oder warum alle Beteiligten auch mal aushalten müssen

Ein harmonisches Familienleben ergibt sich nicht aus dem Nichts heraus, dafür müssen Eltern in der Kindererziehung an einem Strang ziehen! Lassen sie das Kind als Keil zwischen sich kommen, verlieren alle Beteiligten. Zwei grundlegende Ansätze können dabei helfen, mit schwierigen Situationen umzugehen:

Der zurückgewiesene Part darf Gefühle der Enttäuschung nicht zulassen, sonst wird er unbewusst selbst auf Abstand gehen. Das wiederum spürt das Kind. Die Situation verstärkt sich und führt in eine Negativspirale. Auch wenn es schwerfällt, der unabsichtlich Verschmähte sollte also über den Dingen stehen!

Ebenso verhält es sich mit dem Grad, den Eltern auf das Verhalten ihres Kindes eingehen. Hat es erst gelernt, die Macht, die ihm das Bevorzugen gibt, für seine Zwecke auszuspielen, wird es sie immer wieder nutzen wollen. Andersherum wird es sich auch auf Papas Arm beruhigen, wenn die Mama ihm die Chance dazu gibt und erst einmal durch die Tür verschwunden ist. Das Zauberwort heisst nicht Schocktherapie, sondern Gewöhnung. Und die müssen Eltern auch zulassen!

Hier erfährst du auch, warum Väter für Mädchen und Väter für Jungs so wichtig sind.

Haben Eltern Schwierigkeiten, einen Weg zum Umgang mit dieser Phase des Babys und Kleinkind für sich zu finden, sollten sie nicht davor zurückschrecken, sich Hilfe, zum Beispiel bei einer Beratungsstelle für Familien, zu suchen.

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