Wenn Frauen bereuen, Mutter zu sein

Wenn Frauen bereuen, Mutter zu sein © michaeljung / AdobeStock.com

"Regretting Motherhood" - so lautet der Titel des von der israelischen Soziologin Orna Donath geschriebenen Buches, das für eine Menge Aufsehen und hitzig geführte Debatten in den sozialen Netzwerken sorgte. 23 Frauen erzählen in Interviews von ihrer bereuten Mutterschaft und wie sie gern die Zeit zurückdrehen würden, um ihr Leben von da an kinderlos zu begehen. Ein Aufruf, die Menschheit dem Aussterben preiszugeben oder nur die Klageschrift einiger labiler und egozentrischer "Wegwerfgesellschafts" - Frauen?


Wenn Mütter das Muttersein bereuen

Die Lager scheinen geteilt. Wer aber nur oberflächlich seine schwarz/weisse Meinung kundtut, hat das Prinzip nicht verstanden. Mutterschaft darf bereut werden! Und zwar dann, wenn Gesellschaft, Umfeld und der eigene Anspruch für Überforderung und eine familienunfreundliche Umgebung sorgen. Wer sich mit aller Risikobereitschaft dem Wagnis "Kindergrosskriegen" stellt, darf auch mal schwache Momente haben. Sich selbst und anderen einzugestehen, dass es mit den lieben Kleinen nicht immer so rosarot zugeht wie in der Werbung für Gummitierchen, ist nur ein einfacher Schritt in Richtung ehrlich gelebter Elternschaft. Vernünftig umgesetzt markiert diese Einsicht sogar einen Punkt, das Ruder noch rechtzeitig herumzureissen. Denn nur wer erkennt, dass überhaupt etwas falsch läuft, kann damit anfangen, etwas an seiner Lage zu ändern!

Das soll nun nicht meinen, die Kinder mit Sack und Pack in einer Auffangstation für Opfer bereuender Mütter abzugeben. Und es führt auch direkt dahin, sich zu fragen, was Mütter denn überhaupt bereuen lässt, sich für das eigentlich grösste Glück eigener Kinder entschieden zu haben...

Fragt man die Wissenschaft, so seien Eltern besonders in den ersten Jahren im Durchschnitt unglücklicher als ihre kinderlosen Altersgenossen. Die Grundschulzeit markiere ein kleines Hoch, das aber in der Pubertät wieder absinke. Erst mit dem Auszug der Kinder, kommen Eltern in den Genuss, sich eindeutig glücklicher als ihre nachwuchslosen Freunde fühlen zu dürfen.

Fragt man die Mütter, so summieren sich bei genauer Betrachtung durchaus verständlich zu wertende Begründungen:

  • Druck und stetige Verantwortung
  • chronisches Schlafdefizit und Überforderung
  • Verlust der Freiheit und Selbstbestimmung, einhergehend mit der fehlenden Zeit für sich selbst
  • die Neuordnung der partnerschaftlichen Beziehung und fehlende Unterstützung
  • ständiger Stress und Sorge um das Kind
  • zum Teil irreversible Veränderungen des eigenen Körpers
  • Schwierigkeiten, Beruf und Familie zu vereinbaren

Wo aber lässt sich ansetzen, diese Negativeindrücke in etwas Positives zu verwandeln?

Ob jemand sich selbst als glücklich oder unglücklich empfindet, liegt nicht in der Einschätzung von aussen. Mit seinem Leben und Wirken glücklich zu sein, ruht vielmehr auf der eigenen Einstellung. Geht man sachlich und problemlösungsorientiert an die oben genannten Punkte heran, wird es möglich, sich produktiv mit ihnen auseinanderzusetzen. Angefangen bei den hochgestochenen Ansprüchen an eine perfekte Mutterschaft bis zur Schaffung von Freiräumen für die eigenen und zu Unrecht als egoistisch bezeichneten Wünsche. Auch die neu orientierte Partnerschaft als Familie muss kein Aus für eine leidenschaftliche Mann/Frau Beziehung sein. Sein Leben bereut indes nur, wer nicht gewagt hat, es zu leben!

Schlussendlich trifft auch auf die Elternschaft zu, was der Theologe Reinhold Niebuhr jedem vom Dasein geforderten Menschen, ob nun kinderlos oder nicht, in die Wiege legen wollte:

Gib mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann, den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann, und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.

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